Hätte die Deutsche Telekom damals absehen können, was auf sie zukommt, hätte sie wahrscheinlich eher nach einer Regulierung für die Kabelnetze gerufen. Aber anfangs machten die Internet- und Telefonie-Angebote der Kabelnetzbetreiber nicht gerade den Eindruck, als könnten sie es mit DSL aufnehmen. Wie man sich doch täuschen kann.
Nein, es sah wirklich nicht nach einer neuen Konkurrenz für die Telekom aus. Im ersten Quartal 2007 wurden bundesweit 1,22 Millionen Breitbandzugänge verkauft. Davon entfielen gerade einmal 50 000 auf die Kabelnetzbetreiber. Natürlich sprachen die von enormen Zuwachsraten, was ja auch richtig war, doch ein Angriff auf den DSL-Markt sieht andersaus.
Mitte des Jahres 2007 zählten Kabel Baden-Württemberg, Unitymedia und KabelDeutchland zusammen knapp 700 000 Internet- und Telefoniekunden. Dem standen 14 Millionen DSL-Anschlüsse gegenüber. Das Problem war die Netzaufrüstung. Kabel Deutschland konzentrierte sich beispielsweise zuerst auf Norddeutschland und Bayern. Im Frühling 2007 konnte der Branchprimus nur 55 Prozent der angeschlossenen Kabelkunden Breitbandinternet anbieten. Dagegen kündigte die Telekom an, ab 2008 in 40 Städten das VDSL- und in weiteren 250 Städten das ADSL-Netz für das IPTV-Angebot Entertain ausbauen zu wollen. Weitere Ankündigungen gab es von Alice, Vodafone, Arcor und Telefonica/O2.
Doch gerade im Bereich IPTV, der auf breitbandigen Internetansachlüssen fußt, sollte es anders kommen. Vodafone kaufte Arcor und legte alle IPTV-Pläne erst einmal auf Eis, bevor die Düsseldorfer im letzten Jahr Vodafone TV starteten. Telefonica kaufte Hansenet und stampfte Alice TV komplett ein, sodass zunächst nur die Deutsche Telekom als IPTV-Pionier übrig blieb und den Netzausbau vorantrieb, während die Kabelnetzbetreiber in den folgenden Jahren weiterhin von enormen Wachstumsraten berichteten. Heute zählen Unitymedia Kabel BW und Kabel Deutschland zusammen nach eigenen Angaben 3,7 Millionen Internet- und Telefoniekunden. Der Marktanteil sämtlicher Kabelnetzbetreiber liegt bei 13 Prozent – Tendenz steigend, denn von den Neukunden entscheiden sich fast zwei Drittel für einen Internetanschluss via Kabel. Leidtragende sind insbesondere die DSL-Reseller. Doch auch die Telekom muss den Siegeszug des Kabelinternets anerkennen.
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