DIGITAL INSIDER vor 5 Jahren: Hansdampf tritt ab

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Ihm wurde der Charme eines Skilehrers nachgesagt. Er sei ein unverbesserlicher Optimist und einer der lautesten TV-Manager, sagen die, die ihn kannten: Vor fünf Jahren nahm Georg Kofler bei der damaligen Premiere AG seinen Hut und kehrte der Medienbranche den Rücken zu. Es wurde sehr leise um den Südtiroler.

Der Sohn eines Holzfällers und einer Fabrikarbeiterin begann seine Karriere beim ORF als Referent des Generalintendanten Gerd Bacher. Dort hielt es ihn aber nur ein Jahr, dann rief der inzwischen verstorbene Medienmogul Leo Kirch Kofler an seine Seite. Zunächst sanierte er den Fernsehsender Eureka TV, aus dem 1989 Pro Sieben hervorging. Drei Jahre später startete Kofler den Kabelkanal, aus dem schließlich Kabel 1 wurde. Mit dem Teleshoppingsender HOT erlitt er allerdings Schiffbruch.

Das verhinderte Koflers Aufstieg aber in keinster Weise. Als Vorstandsvorsitzender der Pro Sieben Sat 1 Media AG führte er den Konzern an die Börse. Der Südtiroler galt als Sanierer, weshalb er 2002 das Steuer beim defizitären Pay-TV-Sender Premiere übernahm. Kofler selbst nahm ein Darlehnen über 100 Millionen Euro auf und pumpte das Geld in den Sender. Später holte er den Finanzinvestor Permira an Bord. In drei Jahren brachte Kofler Premiere an die Börse. Im Februar 2006 verkaufte er seine Anteile am Pay-TV-Betreiber für 186 Millionen Euro. Erste Gerüchte um seinen Abgang wurden laut, die er mit einem Neueinstieg in Höhe von 20 Millionen Euro zunächst widerlegte. Rund eineinhalb Jahre später verabschiedete er sich dann aber doch.

Seinen Nachfolgern hinterließ er eine schwere Erbschaft. Getürkte Abonnentenzahlen zwangen die späteren Premiere-Chefs dazu, die Statistiken zu bereinigen. Die Aktie fiel und erholt sich erst in diesen Tagen, in denen sich der Premiere-Nachfolger Sky der schwarzen Null langsam entgegenarbeitet. Es wirkt fast wie ausgleichende Gerechtigkeit, dass Kofler mit seinem Wechsel in die Energiebranche das Glück verließ. Nach nur vier Monaten stellte er den Kofler Energies Club wegen Erfolglosigkeit ein. Seitdem ist sein Firmenkonglomerat nur noch im Geschäftskundenbereich tätig – und das mit einer Kofler-untypischen geringen Medienpräsenz.

In der Rubrik DIGITAL INSIDERvor 5Jahrenblickt dieRedaktiondes Branchendienstes einmal imMonat aufThemenzurück, dieseinerzeitdie Branche bewegt haben.WährendmancheEntwicklungen bisheute nichtsvon Ihrer Relevanzeingebüßthaben,entlarvt unsereRückschau auchTotgeburten undverfehlteErwartungen.Den DIGITALINSIDER können Sieunter diesem Link abonnieren.DIGITAL INSIDER vor 5 Jahren
[mh]

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