Die Cloud ist scheinbar überall. Immer mehr IT-Dienste wandern ins Netz ab, von wo aus der Nutzer auf diese zugreifen kann. Doch auch vor dem klassischen Fernsehen macht die Cloud nicht halt. Noch sind viele mögliche Lösungen bloße Zukunftsmusik, doch schon bald könnten die ersten Wölkchen am TV-Himmel aufziehen.
Eine der wichtigsten Nachrichten aus der TV-Branche war am Dienstag die Meldung, wonach der australische Telekommunikationskonzern Telstra den Cloud-TV-Dienst Ooyala übernehmen wird. Für den deutschen Markt mögen die Auswirkungen bestenfalls marginal sein, doch im Gesamtkontext unterstreicht der Deal durchaus die wachsende Bedeutung von Cloud-Diensten für das TV-Ökosystem.
Mag der Begriff Cloud-TV dabei für viele Zuschauer noch abstrakt klingen, so liegen entsprechende technische Lösungen tatsächlich näher als die meisten vermutlich erwarten würden. So sind Cloud-basierte TV-Dienste schon längst kein Phänomen mehr, mit dem sich nur Mobile- und Web-TV-Anbieter beschäftigen, sondern auch Bestandteil in den Planungen von Kabelnetz- und Pay-TV-Betreibern.
Ein Beispiel dafür wäre der international tätige Kabelnetzbetreiber Liberty Global, der in Deutschland über das Tochterunternehmen Unitymedia Kabel BW vertreten ist. Bereits vor einem Jahr hatte CEO Michael Fries über die Möglichkeit gesprochen, die hauseigene TV-Plattform Horizon irgendwann einmal als komplett Cloud-basierte Lösung anzubieten. Von einer Umsetzung derartiger Vorstellungen ist man bei Liberty Global derzeit zwar noch weit entfernt, doch zumindest erste Überlegungen, wie eine Verlagerung von TV-Diensten ins Netz aussehen könnten, gibt es bereits.
Im April hatte der britische „Sunday Telegraph“ einen Bericht veröffentlicht, wonach BSkyB derzeit intern an einer neuen Generation von Set-Top-Box arbeitet, die in Zukunft unter anderem den Empfang von Satellitenfernsehen in Ultra-HD-Auflösung ermöglichen sollen. Tatsächlich ist dies als sehr wahrscheinlich einzustufen, denn genau wie andere Pay-TV-Anbieter plant auch BSkyB die Ultra-HD-Technologie zeitnah für seine Kunden nutzbar zu machen.
Beinahe interessanter waren in dem Bericht dann auch die Informationen, wonach ein weiteres mögliches Feature die Implementierung eines Cloud-Speichers sein könnte. Aufnahmen würden dabei nicht mehr auf einer Festplatte, sondern auf einem Server im Netz gespeichert, von wo aus der Nutzer die Möglichkeit habe, von jedem geeigneten Endgerät auf diese zuzugreifen. Völlig unklar ist derzeit noch, ob eine derartige Funktion tatsächlich Einzug in eine kommende Generation von Set-Top-Boxen findet.
Generell dürfte die Idee, auch TV-Aufnahmen in der Cloud abzulegen, etwas sein, womit sich Plattformbetreiber derzeit beschäftigen. Mit einer solchen Lösung würde man schließlich nicht nur die Zugriffsmöglichkeiten für den Nutzer von jedem denkbaren Endgerät gewährleisten, sondern könnte auch die unrechtmäßige Verbreitung von Inhalten besser unterbinden. Dabei wäre auch dies nur ein Beispiel dafür, wie TV-Dienste in Zukunft mittels Cloud-basierter Lösungen umgesetzt werden könnten. Noch sind konkrete Pläne diesbezüglich nicht bekannt und es ist nicht zu befürchten, dass Zuschauer in naher Zukunft mit neuen technischen Lösungen diesbezüglich überrascht werden, doch früher oder später wird sich wohl auch der normale TV-Zuschauer mit der Cloud auseinandersetzen müssen. [ps]
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