Die ZDFkultur-Gesichter: Junge, unverbogene, alte Hasen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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ZDFkultur: Spiegelbild eines veränderten Lebensgefühls und Kulturverständnisses. DIGITAL FERNSEHEN stellt den erst im Mai diesen Jahres gestarteten Spartenkanal in zwei Teilen genauer vor.

In einem weiteren Punkt spiegelt „Der Marker“ das gesamte Konzept von ZDFkultur wider: bei den Moderator. Jung, frisch, unverbraucht – und trotzdem „alte Hasen“. Das Moderatoren-Team des Spartensenders sollte frisch sein, anders. „Wir haben junge Leute gesucht, mit viel Erfahrung, die wissen wie das Geschäft läuft und trotzdem noch nicht ‚verbogen‘ sind“, sagte Fiedler über die ZDFkultur-Gesichter.
 
Die Auswahl der richtigen Präsentatoren war für die Marke ZDFkultur extrem wichtig, denn mit den Köpfen „steht und fällt die Kanalmarke“. Die Moderatoren sollten nicht nur als „Ansager“ fungieren, sondern das Programm mit ihrer Haltung selbst prägen und sich selbst zum Programm und den verschiedenen Themen in Beziehung setzen. Dazu gehören Ironisierungen, Selbstinszenierungen wie auch subjektive Meinungen und den Mut zu sagen, was man denkt und wie man die Welt sieht.
 
Gleichzeitig musste das Team jedoch über eine gewisse journalistische Kompetenz, eine gewisse Erfahrung, verfügen. Und so überrascht es nicht, dass die ZDFkultur-Gesichter von Rundfunksendern wie Das Ding oder Fritz kommen. Auch ein ehemaliger Kika-Moderator ist vertreten, genauso wie eine Präsentatorin des ARD-Magazins „Polylux“ und eine Schauspielerin, die schon für Erfolgsserien wie „Türkisch für Anfänger“ und „Soko 5113“ vor der Kamera stand.
 
„Die Resonanz auf unser Team war extrem auffällig“, sagte Fiedler und klang selbst ein wenig überrascht. Es sei sehr viel über die Moderatoren kommuniziert worden – nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch in den Medien. „Größtenteils waren die Reaktionen positiv“.Mal was „Neues“: Die „Pixelmacher“

 
Während die Moderatoren des Senders auf Anhieb anklang fanden, gab es im Vorfeld des Senderstarts bereits einen Aufschrei der Zuschauer – und dann auch noch von einer Zielgruppe, die ZDFkultur mit seinem neuen Programm erreichen will. Die Internetfreaks mussten sich von dem 3sat-Computermagazin „Neues“ verabschieden und sollten sich auf dem neuen Digitalkanal bei den „Pixelmachern“ eine neue Heimat finden.
 
„Das tat auch uns im Herzen weh“, erklärte der Programmchef die Entscheidung das Computermagazin abzusetzen. „Aber eine einzige Redaktion konnte nicht beide Format stemmen“. Und halbe Sachen wollte das Redaktionsteam nicht machen. Also habe man sich entschieden „Neues“ einzustellen und dafür die „Pixelmacher“ zu gründen. Das wöchentliche Magazin mit Lukas Koch, der schon bei dem 3sat-Magazin zu sehen war, beschäftigt sich mit Videospiel- und Netzkultur. Für die harten, technischen Computerthemen, die „Neues“ auch behandelt hatte, ist mittlerweile das 3sat-Format „Nano“ zuständig.
 
Verspielt, polarisierend, kreativ – das ist ZDFkultur, hinter dem sehr vielmehr steckt als ein reiner Kulturkanal. Tatsächlich fokussiert sich der Sender auf eine Zuschauergruppe, die sich so sehr selten bei den Öffentlich-Rechtlichen wiederfindet: der jungen Leute. Allen Schreien nach einem Jugendkanal bei ARD und ZDF zum Trotz hat sich (nicht ganz so) still und (nicht wirklich) heimlich ein Programm gemausert, das im besten Sinnejung, populär und zukunftsaffin ist.Drei Fragen – Drei Antworten

 
Was unterscheidet ZDFkultur von anderen Kulturprogramm wie 3sat oder Arte?
 
Zum Einen haben die Sender ein unterschiedliches Verständnis von Kultur. Während 3sat, Arte und EinsPlus einen stark feuilletonistischen Touch haben, versucht ZDFkultur nicht als Kulturkritiker daher zukommen, sondern den Künstlern eine Bühne zu geben. Der Digitalkanal will so Hoch- und Popkultur miteinander verschmelzen zu lassen und die Grenzen aufzulösen.
 
Die anderen Kulturprogramme verstehen sich außerdem als Vollprogramme mit Spielfilmen, Nachrichten und Dokumentationen in einem festgelegten Programmablauf, während ZDFkultur sich nicht an einen starren Ablauf hält, sondern mit Programmflächen arbeitet. In diesen ist die Reihenfolge variable, die Formate werden auf jedes Thema gesondert abgestimmt. Eine dieser Programmflächen ist die „Montage“, in der in vier Stunden verschiedene Genre zu einem Themenfeld gezeigt werden.
 
Wie grenzt sich ZDFkultur speziell von 3sat ab?
 
3sat und ZDFkultur ergänzen sich mehr, als dass sie sich abgrenzen. Schon als der Spartenkanal noch als ZDFtheaterkanal firmierte, haben die beiden Redaktionen zusammengearbeitet. Für den damaligen Theaterkanal haben insgesamt 16 Leute gearbeitet, diese wären nicht in der Lage gewesen einen vollwertigen Markenauftritt „neu zu erfinden“ – zumal den ZDFkultur-Machern auch nicht mehr Gebühren und Ressourcen als vorher zur Verfügung standen. Aus diesem Grund arbeiten die beiden Redaktionsteams eng miteinander an beiden Programmen.
 
Schon bei der Entwicklung des neuen Kulturkanals sei jedoch klar gewesen, dass es keine Dublette von 3sat werden sollte. Innerhalb von neun Monaten haben die Entwickler Kulturfernsehen „neu erfunden“ und sich alten und neuen Fragen mit anderen Ideen als bei der Kooperation von ARD, ORF und SF gestellt. Das half nicht nur die Marke ZDFkultur zu schaffen, sondern auch 3sat klarer am Markt zu positionieren.
 
Wie empfange ich ZDFkultur?
 
ZDFkultur kann ausschließlich digital über Satellit (DVB-S) oder Kabel (DVB-C) empfangen werden, jedoch nicht terrestrisch über DVB-T. Die Satelliten-Empfangsfrequenz ist: über Astra 1H, Transponder 77, Frequenz 11,954 GHz, Polarisation horizontal, Symbolrate 27,5 MS/s, Fehlerschutz ¾, Video-PID 1110, Audio-PID 1120.
 
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle regelmäßig Spartensender aus der TV-Landschaft vor. Den ersten Teil zum Digitalkanal ZDFkultur lesen Sie hier. Ein Portrait des ZDFkultur-Programmchefs Daniel Fiedler lesen sie am Dienstag auf DIGITALFERNSEHEN.de. Wie dieser den ersten ZDFkultur-Monat auf Sendung resümiert, können Sie hier nachlesen.
[Jana Skoupy]

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