ZDF-Fernsehrat-Mitglied Leonhard Dobusch schlägt eine eigene Internet-Intendanz vor. Doch nicht nur das: Er hat noch weitere interessante Zukunftsvisionen für ein öffentlich-rechtliches Youtube.
Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ hat ZDF-Fernsehrat-Mitglied Leonhard Dobusch klare Worte gefunden. Er kritisiert, wie die Öffentlich-Rechtlichen mit ihren 13 Mediatheken ein sehr verwirrendes Angebot für den beitragszahlenden Zuschauer geschaffen hätten. In seinen weiteren Ausführungen denkt er den Vorschlag einer „Supermediathek“ des ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm noch einen Schritt weiter.
Dobusch schlägt nämlich eine gemeinsame Plattform vor, die mittels Algorithmen ihren Inhalt sortiert. Die „Internet-Intendanz“ müsse daher lediglich den Algorithmus liefern und nicht selber kuratieren. Zudem bliebe Platz für nutzergenerierte Inhalte. „Viel zukunftsträchtiger wäre eine offene Plattform, die personalisierbar und „social“ ist. Eine Art öffentlich-rechtliche Alternative zu Youtube.“
Der Algorithmus beim weltweit führenden Videoportal sei aber gewinn- und klickorientiert. Dass das öffentlich-rechtliche Jugendangebot Funk auf Youtube funktioniere, sei ein echter Glücksfall. „Es war das erste Mal, dass man sich primär an sozialen Plattformlogiken und der digitalen Lebensrealität der Zielgruppe orientierte. Das mit der „Lebensrealität“ wurde sogar in den Rundfunkstaatsvertrag aufgenommen, der für Funk geändert werden musste.“
Die große Zahl an einzelnen Mediatheken verschlingt mit 200 Millionen Euro bereits eine ganze Menge Geld. Dennoch schlägt er ein mehr als doppelt so hohes Budget für seine Idee der „Internet-Intendanz“ vor. Da hören Dobuschs Pläne aber noch längst nicht auf, denn drei Viertel des Geldes soll in die Förderung von „gemeinnützige Medieninnovation und an Produzenten von öffentlich-rechtlichen Inhalten“ gehen.
„Zum Beispiel, um hochwertige Blogs zu fördern oder Podcasts, die das Angebot des Deutschlandfunks im Netz ergänzen würden.“ Für Funk wurde mit Eins Plus sogar ein ganzer Spartenkanal eingestellt und von denen gäbe es ja noch eine Menge.
Dobusch weiß um die Radikalität seines Ansinnens, bleibt seiner Linie aber treu, wenn er vorschlägt, die Softwarebasis mit offenem Quellcode zu schreiben und andere einzuladen, die Plattform mitzugestalten.
Um sich im Netz sinnvoll zu positionieren muss das klassische Fernsehen über seinen Horizont hinaus denken. Vielleicht können einige der Vorschläge Dobuschs den Öffentlich-Rechtlichen dabei durchaus hilfreich sein, hierbei einen eigenen Weg zu finden. [jk]
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