In Fragen der neutralen Weiterleitung von Daten im Internet verweisen die Kabelnetzbetreiber gerne auf ihre üppige Bandbreiten, wegen denen eine Priorisierung des Datenverkehrs nicht nötig sei. Trotzdem stehen in den AGB von Kabel Deutschland Klauseln, die genau das vorsehen.
Die Netze sind überlastet, der Ausbau kostet Geld. Daher fordern viele Internet Service Provider (ISP) eine Priorisierung des Datenverkehrs, sozusagen eine Vorfahrtsregelung im Internet. Wer mehr für die Durchleitung seiner Daten bezahlt, wird bevorzugt behandelt. Davon halten diejenigen mit datenintensiven Anwendungen, wie etwa TV-Sender oder Video-on-Demand-Dienste, wenig und pochen auf die Netzneutralität, also auf die Gleichbehandlung aller Daten im Internet.
Kabelnetzbetreiber ficht das angesichts ihrer üppigen Bandbreiten wenig an. So kündigte Lutz Schüler, CEO von Unitymedia Kabel BW, bereits im Juni auf dem Medienforum NRW an, dass es so etwas wie Deep Packet Inspection (DPI) in seinem Kabelnetz nicht geben werde. Mit DPI lassen sich Datenpakete identifizieren, womit ihre Durchleitung entsprechend gesteuert werden kann.
Von DPI will auch Kabel Deutschland (KD) nichts wissen, jedoch behalten sich die Münchener in ihren AGB eine Priorisierung gewisser Dienste im eigenen Netz vor. So kann KD die Übertragungsgeschwindigkeiten bei Filesharing-Anwendungen auf 100 kBit/s drosseln, wenn ein Nutzer über 10 Gigabyte innerhalb eines Tages herunterlädt. Ebenso kann Kabel Deutschland bei einer Netzüberlastung die Rangfolge der Durchleitung festlegen. In einem solchen Fall hätten zeitkritische Anwendungen wie zum Beispiel Video-Streaming Vorrang vor Filesharing-Anwendungen.
Sicherlich sind solche Maßnahme bei einer übermäßigen Belastung des Netzes legitim. Jedoch überprüft niemand außer Kabel Deutschland selbst die Netzauslastung. Deshalb fordert der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) mehr Transparenz. „Wir brauchen einen konkreten Nachweis, in welchen Bereichen die Kapazitätsengpässe tatsächlich auftreten“, erklärt VPRT-Geschäftsführer Claus Grewenig. Unterstützung erhält er aus Brüssel. Die EU will nationale Regulierer wie die Bundesnetzagentur in die Lage versetzen, ein Netzwerkmonitoring vornehmen zu können. Das wiederum dürfte den Netzbetreibern, die über Engpässe klagen, wenig schmecken.
Im DIGITAL INSIDER derWocheliefertIhnen unsergleichnamigerBranchen-Fachdienst immeramMontagexklusiveHintergründe aus derMedienbranche. WeitereInformationenzum Themafinden Sie in dergedruckten Ausgabe des DIGITAL INSIDER,den Sieunter diesem Link abonnieren können.DIGITAL INSIDER der Woche – Archiv
[mh]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com