DI der Woche: Ex-Hacker vermutet Schlammschlacht um News Corp.

3
314
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Im März sendete die BBC einen Beitrag, in dem sie die damalige News-Corp-Tochter NDS beschuldigte, das Verschlüsselungssystem von On Digital gehackt zu haben und so für den Untergang des Pay-TV-Anbieters verantwortlich zu sein. News Corp. soll auf diese Weise einen Konkurrenten zum eigenen Bezahlsender BSkyB ausgeschaltet haben. Ein in dem Beitrag zitierter Hacker attackiert die BBC nun heftig. Er fühlt sich falsch dargestellt und wirft dem Sender vor, Teil einer politischen Schlammschlacht zu sein.

Oliver Kömmerling wurde von der BBC interviewt. Der ehemalige Hacker, der in der Zeit, als On Digital Probleme mit dem Verschlüsselungssystem Seca Mediaguard bekam, für NDS arbeitete, wundert sich, dass die BBC eine nunmehr zehn Jahre zurückliegende Geschichte ins Rampenlicht rückt, just zu dem Zeitpunkt, als die britische Medienaufsicht Ofcom überprüft, ob Rupert Murdochs Pay-TV-Sender BSkyB seine Sendelizenz behalten darf. „Das ist eine politische Schlammschlacht“, so Kömmerling gegenüber DIGITAL INSIDER, „Politiker und Journalisten, die von den Machenschaften der News Corp. betroffen waren, schlagen jetzt zurück.“
 

Kömmerling kritisert die BBC, da sie in dem Beitrag keinen stichhaltigen Beweis dafür geliefert habe, dass NDS für den Seca-Hack verantwortlich sei, der nicht nur On Digital sondern alle Pay-TV-Anbieter, die das System seinerzeit nutzten, betraf. „Die BBC ignoriert schlichtweg die Software von Hunderten von Hackern, die im Zusammenhang mit dem Seca-ROM verbreitet wurde“, so Kömmerling im DI-Gespräch. NDS habe es gar nicht nötig gehabt, die CA-Systeme der Konkurrenz zu knacken. „Das machen die Hacker schon von alleine“, meint Kömmerling.

Die BBC hält dagegen und erklärt gegenüber DIGITAL INSIDER, den damaligen Sicherheitschef von NDS, Ray Adams, als Lügner entlarvt zu haben. Als Beleg wird in der Sendung eine E-Mail gezeigt, die Adams am 17. Juli 2000 erhalten hat und die einen Key für die Entschlüsselung der On-Digital-Programme enthält. Adams, heimlich von der BBC gefilmt, behauptet in der Sendung, nie einen Code von On Digital besessen zu haben.

Die E-Mail, die DIGITAL INSIDER vorliegt, enthält jedoch auch ein Angebot für Piraten-Smartcards, mit denen On Digital illegal empfangen werden konnte. Der Hack war also schon im vollen Gange, als Adams die besagte E-Mail erhielt. Sie dient also nicht als Beleg dafür, dass NDS den Seca-Hack ausgelöst hat. Was bleibt, sind die Aussagen eines anderen Hackers, der zunächst von NDS als Spion engagiert wurde und nun das Unternehmen bezichtigt, den Hack verbreitet zu haben. Warum der Hacker jedoch zehn Jahre nach den Vorfällen um On Digital sein Schweigen bricht, erklärt die BBC nicht.

Im DIGITAL INSIDER derWocheliefertIhnen unsergleichnamigerBranchen-Fachdienst immeramMontagexklusiveHintergründe aus derMedienbranche. WeitereInformationenzum Themafinden Sie in dergedruckten Ausgabe des DIGITAL INSIDER,den Sieunter diesem Link abonnieren können.DIGITAL INSIDER der Woche – Archiv
[mh]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
3 Kommentare im Forum
  1. AW: DI der Woche: Ex-Hacker vermutet Schlammschlacht um News Corp. Das ist doch kalter Kaffee. Jeder weiss, daß NDS für den SECA1 hack verantwortlich war und wahrscheinlich sogar auch für den Nagra1 hack. NDS ist ein rabiater Laden aus Israel. Die schreckten vor nichts zurück, ich sage nur Tron... Jetzt gehört NDS zu CISCO. Verstehe bis jetzt den Deal nicht, aber so ist es halt.
  2. AW: DI der Woche: Ex-Hacker vermutet Schlammschlacht um News Corp. Ist nicht ein Ex-Mossag Agent in der Geschäftsleitung?
Alle Kommentare 3 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum