Patente und Lizenzen werden für Unternehmen im harten Kampf um Marktanteile immer mehr zu wichtigen, teils gewinnbringenden Vermögenswerten. Sie können aber auch die technische Entwicklung behindern. Bei der Expertenanhörung der Projektgruppe „Interoperabilität, Standards, freie Software“ wurde MPEG LA als schlechtes Beispiels aufgeführt.
Bei der Expertenanhörung der Projektgruppe, die aus Vertretern der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Bundestags besteht, ging es um die grundsätzlichen Fragen, wie interoperable Technologien und offene Standards gefördert und genutzt, aber eben auch verhindert werden. Im mobilen Web prallen zwei Welten aufeinander: die des Internets, in der auf Basis standardisierter Technologien Geschäfte gemacht werden und die der Telekommunikation, in der sich Patent- und Lizenzinhaber für ihre Entwicklungen entlohnen lassen.
Hier steht der Royalty-Free-Gedanke, also die unentgeltliche Verwendung von Technologien, dem Geschäftsmodell durch Patent- und Lizenzeinnahmen Geld zu verdienen gegenüber. Rigo Wenning, Justiziar des World Wide Web Konsortiums (W3C), nannte den Lizenzverwerter MPEG LA als Negativbeispiel. „Wir hätten seit 1999 Videoplattformen haben können, wenn es diesen Patentpool nicht gegeben hätte“, so Wenning bei der Expertenanhörung. Und noch heute habe man wegen MPEG LA „massive Probleme“ mit der Browserunterstützung für natives Video. Eine unentgeltliche Nutzung gibt es nur für den Endverbraucher. „Sie verdienen ihr Geld mit dem Encoding“, erklärt der W3C-Justiziar.
Wenning forderte auf der Expertenanhörung ein Patentsystem, das auch Raum für Royalty-Free-Modelle lasse. Damit rüttelt der W3C-Justiziar an den Grundfesten zu mancher Unternehmen. Es dürfte interessant sein, welche Vorschläge die Projektgruppe „Interoperabilität, Standards und freie Software“ angesichts der unterschiedlichen Positionen der Marktteilnehmererarbeiten wird.
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