Die „Allianz für nutzerfreundliche Endgeräte für horizontale Märkte“ der Bundesnetzagentur (BNetzA) arbeitet an Lösungen, wie Verbraucher zum Beispiel den Pay-TV-Anbieter oder Kabelnetzbetreiber wechseln können, ohne sich neue Hardware zulegen zu müssen. Das soll durch den Austausch von Verschlüsselungs- oder DRM-Systemen ermöglicht werden. Doch die Industrie ist skeptisch.
Ändert sich aufgrund eines Umzugs der Kabelanbieter, so muss eine neue Set-Top-Box oder ein neues CI-Plus-Modul her, um weiter fernsehen zu können. Ebenso funktioniert eine IPTV-Box für Entertain nicht an einem DSL-Anschluss von Vodafone. Solche Probleme will die Allianz der BNetzA lösen. Darüber hinaus geht es auch um zukünftige Anforderungen, wenn beispielsweise das Angebot mehrerer Pay-TV-Anbieter über ein Endgerät dargestellt werden soll. Der Verbraucher soll die Hardware für unterschiedliche Inhalte nutzen können, ohne sie austauschen zu müssen, wenn er seinen Anbieter wechselt.
Stattdessen sollen die Verschlüsselungs- und DRM-Systeme, also die Software, austauschbar sein. Daran arbeitet die bei der BNetzA angesiedelte Allianz, die aus Vertetern der Medienindustrie Deutschlands besteht.Doch es regt sich Widerstand, denn abgesehen davon, dass mit Nagra und NDS die beiden Weltmarktführer in Sachen Verschlüsselungssysteme nicht mit am Tisch sitzen, dürfen Organisationen wie der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) oder der Kabelnetzbetreiberverband Anga nicht an der Arbeit der Allianz teilnehmen.
Erste Erfahrungen mit sogenanntenDownloadable-Conditional-Access-Systemen (DCAS), also austauschbarenVerschlüsselungen, wurden in den USA bereits gemacht. Es wurdenMillionen von US-Dollar investiert um letztendlich an Fragen der Haftungzu scheitern. „In der Realität benötigt DCAS eine breit gefächerteInfrastruktur und Architektur aus verschiedenen Instanzen, unter anderemzur Zertifizierung, zum Management von Code-Schlüsseln, für Endgerätesowie zur Qualitätssicherung des Gesamtsystems über einen langenZeitraum hinweg“, erklärt Holger Ippach, Senior Vice President Northern,Central and Eastern Europe bei Nagra, dass an solchen Systemen mehrereUnternehmen beteiligt sind, die sich im Fall einer Sicherheitslücke dieSchuld gegenseitig in die Schuhe schieben könnten, wenn dieVerantwortlichkeiten nicht geklärt sind.
Da nicht alle wichtigen Marktteilnehmer am Tisch der Allianz Platz nehmen, droht die Gefahr, dass es eine „akademische Übung“ der BNetzA bleibt, wie Carine Chardon, Leiterin Medienpolitik und Medienrecht im ZVEI, gegenüber DIGITAL INSIDER betont. Dem Verband wurde in Aussicht gestellt, an der Markteinführung zu partizipieren. „Wir werden diese Aufgabe übernehmen, wenn unsere Mitglieder davon überzeugt sind, hiermit wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen“, so Chardon. Neben der eigentlichen Arbeit scheint es, als ob die Allianz der Bundesnetzagentur auch noch Überzeugungsarbeit leisten muss.
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[mh]
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