Bis zum 2. April hatten die registrierten Bieter die Gelegenheit, sich um die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga ab der Saison 2013/14 zu bewerben. Dabei wurden zwei Szenarien mit jeweils 19 Rechte-Paketen und 6 Rechtepaketbündeln ausgeschrieben. Am heutigen Dienstag fällt die Entscheidung über den Zuschlag.
Dabei werden die Verbreitungswege Kabel, Satellit und Terrestrik gebündelt in einem Broadcast-Paket ausgeschrieben. Getrennte Satellitenrechte, wie von der Telekom erhofft, gibt es nicht. Dagegen kommt es zu einer getrennten Vermarktung von IPTV (Netcast I) sowie Web- und Mobile-TV (Netcast II). Zusätzlich erfolgt eine Aufteilung in Free- und Pay-TV sowie Live- und Nachberichterstattung.
Nicht gerüttelt wird im übrigen an den Anstoßzeiten. Mit mittlerweile fünf Terminen in der Bundesliga und vier in der 2. Bundesliga sieht die DFL die Zersplitterung des Spieltages offenbar an ihrer natürlichen Grenze angekommen. Die Freitagsspiele der 2. Liga werden ab 2013/14 allerdings eine halbe Stunde später um 18.30 Uhr angepfiffen.
Die beiden Szenarien unterscheiden sich nach Darstellung der DFL-Verantwortlichen im Wesentlichen durch die Verbreitungsart der frei empfangbaren Zusammenfassung der Samstagsspiele. Hier kommt die umstrittene „Internet-Sportschau“ ins Spiel, die das bisherige Modell mit der Free-TV-Berichterstattung im Rahmen der ARD-„Sportschau“ ersetzen könnte. Der Ligaverband wiederholte frühere Aussagen, noch vor Ende der laufenden Saison eine endgültige Entscheidung über die Vergabe der Rechte fällen zu wollen.DFL will Vereine durch „Mindestpreise“ zufriedenstellen
„Die Voraussetzungen für einen fairen Bieterwettbewerb wurden in enger Abstimmung mit dem Bundeskartellamt geschaffen. Das Ausschreibungsverfahren für die kommende Rechteperiode wird nach klaren Spielregeln ablaufen. Jetzt sind die Interessenten am Zug“, sagte Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, bei der Vorstellung des Prozederes am 9. Februar.
Für die entscheidenden Live-Rechte haben die Interessenten die Möglichkeit, für so genannte Rechtepaketbündel zu bieten. Damit können sich Medienunternehmen entweder bestimmte Spielgruppen über alle Übertragungswege hinweg sichern (vertikales Rechtebündel) oder im Rahmen der horizontalen Pakete die Rechte für sämtliche Partien über einen bestimmten Verbreitungsweg (Broadcast oder Netcast I oder Netcast II) erwerben.
Dabei hat die DFL im Rahmen einer sogenannten „Vorbehaltspreis-Auktion“ Mindestpreise für diese Paketbündel festgelegt, die weder öffentlich noch gegenüber den Interessenten kommuniziert werden. Übertrifft ein Bieter die festgelegte Grenze, erhält er vorbehaltlich der Auswahl des Szenarios automatisch den Zuschlag. Überschreiten die Gebote mehrerer Anbieter den Betrag, soll eine zweite Bieterrunde durchgeführt werden. Das gelte auch für den Fall, dass keine der Offerten den Vorbehaltspreis erreicht, erklärte die DFL im Vorfeld.Zweite Ausschreibungsstufe mit „Reservationspreisen“
Auch in der zweiten Ausschreibungsphase setzt die DFL dann auf festgelegte, ebenfalls geheim gehaltene „Reservationspreise“. Voraussetzung für die Annahme des Höchstgebots ist dann, dass das zweithöchste Gebot mehr als 20 Prozent geringer ausfällt. Ist die Differenz geringer, liegt die Entscheidung über die Annahme im Ermessen des Ligavorstands. Damit hält sich die DFL die Möglichkeit offen, bei einem „Photofinish“ dem von ihr präferierten Anbieter den Zuschlag zu geben.
Ausschlaggebend seien in einem solchen Fall festgelegte Kriterien wie die technische Reichweite des Medienangebots, das Sendekonzept, redaktionelles Know-how oder das Zusammenspiel der Rechtepakte im Markt, hieß es. Nach Abwägung all dieser Eventualitäten fällt dann schließlich noch der Ligavorstand die Entscheidung, ob das klassische Szenario mit Free-TV-Berichterstattung am Samstagabend oder das „moderne“ Szenario mit „Web-Sportschau“ bevorzugt wird. Auch hier komme die „20-Prozent-Regel“ in Verbindung mit den anderen Kriterien zur Anwendung.
DFL glaubt an großes Fan-Interesse für „Internet-Sportschau“
„Die Zahl der Fans, die eine sogenannte Internet-Sportschau schon heute nutzen würde, ist erheblich. Für das Jahr 2016 geht man davon aus, dass 50 Prozent der Fernsehgeräte in den deutschen Haushalten über einen Internetanschluss verfügen. Wir sind fest davon überzeugt, dass dies ein denkbares Szenario ist“, erklärte DFL-Chef Seifert vor den anwesenden Medienvertretern in Frankfurt.
Dies bedeute jedoch nicht, dass die DFL dieses Szenario favorisiere. „Ich halte die Sportschau für ein hervorragendes Produkt. Ich würde mir wünschen, dass man nicht von gesellschaftlicher Ausgrenzung spricht, wenn es um neue Medien geht, sondern dass sich ein öffentlich-rechtlicher Sender in den Wettbewerb mit privatwirtschaftlichen Unternehmen begibt“, meinte Seifert.
Bisher haben 45 Unternehmen ihr Interesse am Erwerb der Rechte, aus denen die 36 Profivereine im laufenden Vier-Jahres-Zyklus durchschnittlich 412 Millionen Euro pro Saison eingenommen haben, bekundet. DFL-Geschäftsführer Seifert rechnet jedoch damit, dass letztlich nur rund 20 Unternehmen ein konkretes Angebot abgeben werden.
Die Liga erhofft sich eine Steigerung auf rund 450 Millionen Euro. Seifert wollte diese Zahl nicht kommentieren. „Wir haben intern einen Korridor, wo wir landen wollen. Es geht aber sicher nicht nur um die Höhe der Erlöse. Natürlich haben die Clubs eine gewisse Erwartung im Hinblick auf eine optimale Vermarktung der Rechte. Aber es geht auch darum, die Anliegen der Fans zu berücksichtigen“, erklärte Seifert.
Eine Übersicht der von der DFL angebotenen Rechtepakete finden Sie an dieser Stelle.
Update 15.06 Uhr: Weitere Details und Zitate ergänzt
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