Der Deutschlandfunk steht für klanggewordene Radio-Information ohne Schnörkel. Nun wird der Hörfunksender, der einst die Botschaften aus dem Westdeutschland gen Osten transportieren sollte, 50 Jahre alt.
Was für ein Start in den Tag: Keine Musik, kein Comedy-Humor, keine Werbung für Geflügelwurst. Wer sich vom Deutschlandfunk wecken lässt, den reden Reporter und Interviewpartner aus dem Schlaf. Am 1. Januar 1962 begann einst der Sendebetrieb, um westliche Information auch jenseits der deutsch-deutschen Grenze zu verbreiten. Die Mauer fiel, aber der Deutschlandfunk informiert noch heute – auf altbewährt-nüchterne Art.
Den Gedanken an die Deutsche Einheit zu fördern, stellte die Hauptaufgabe des Senders dar. So war der neue Kanal zunächst nur im Osten Deutschlands zu hören. Westliche Nachrichten, nicht Unterhaltung, sollten die DDR-Bürger erreichen. Dann versuchte man sich 1986 mit einer umfassenden Programmreform an „mehr Hörerfreundlichkeit“: Ein Angebot mit viel Musik sollte es geben, ein „Einschaltprogramm für breitere Hörerschichten“.
Doch bereits drei Jahre später ruderten die Verantwortlichen zurück: Ein Programmschema mit vergrößertem Wortanteil, mehr Informationen und weniger Musik war wieder gewünscht. Schließlich wolle der Deutschlandfunk ein „Informationssender“ sein, auf keinen Fall ein „Dudelsender“, hieß es.
Bei diesem Credo blieb es. Nach der deutschen Einheit schlüpfte der Kanal unter das organisatorische Dach des Deutschlandradios (DRadio), behielt aber seine Eigenständigkeit und seinen Standort in Köln – ebenso den hohen Wortanteil von rund 80 Prozent.
An den übrigen 20 Prozent wird derzeit noch gekratzt. Erst Mitte Dezember verkündete der Intendant des DRadios, Willi Steul: Er wolle nachts im Deutschlandfunk ab dem Jahr 2013 auf ein reines Wortprogramm setzen. Schließlich sei pure Information keine Frage der Tageszeit, so Steul: „Es sind nachts unendlich viele Menschen auf der Autobahn unterwegs, die informiert werden möchten“.
Unendlich groß ist die Hörerschaft des Deutschlandfunks dennoch nicht. 1,53 Millionen Menschen hören täglich deutschlandweit zu, ermittelte die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse im Juli 2011. Zum Vergleich: Die öffentlich-rechtliche Regionalsender werden werktäglich demnach von knapp 39 Millionen Hörern eingeschaltet. Doch die Hörerzahlen des Deutschlandfunks legen zu, sagt Willi Steul: „Die Zahlen gehen stetig in kleinen Schritten nach oben“.
Das spricht für die Qualität des Programms, wie auch diverse Auszeichnungen, die der Sender und seine Mitarbeiter regelmäßig einheimsen – vom Medienpreis des Deutschen Bundestages bis zum Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus.
Hin und wieder gibt es auch andere Stimmen. So monierte die Wochenzeitung „Der Freitag“ im Mai 2008, der Sender habe kritische Literaturredakteure „ausgeschaltet“. Im Dezember desselben Jahres bemängelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Sprachliche Fehlleistungen sind aus dem Programm nicht mehr wegzudenken“.
Diese Kritik scheint dem Konzept des Deutschlandfunks jedoch nichts anhaben zu können. Neben unaufgeregter Runduminformation wirbt der Sender mit Hörspielen, verschiedenen Schwerpunktthemen und vergleichsweise langen Interviews um Hörer. Und: „Die Perspektive ist glänzend!“, sagt Steul.
Daher soll das Senderkonzept so bleiben, wie es ist. Glaubt man DRadio-Intendant Steul, hat der Deutschlandfunk die vielleicht größte inhaltliche Änderung bereits hinter sich: die „1989 getroffene Entscheidung zu Nachrichten zur vollen und zur halben Stunde“. Ein 50-jähriges Erfolgskonzept also, dass es zu feiern gilt? Nicht beim schnörkellosen Deutschlandfunk, sagt Steul: „Darauf verzichten wir“. [Torben Klausa]
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