München – Fünf Jahre nach einer der spektakulärsten Pleiten in der deutschen Wirtschaftsgeschichte jongliert der Medienmogul Leo Kirch wieder mit den Milliarden.
Bei der rasanten Expansion ging ihm immer wieder mal das Geld aus. Doch mit Hilfe seiner guten Kontakte zu Banken und politischen Schaltstellen beschaffte er sich immer wieder milliardenschwere Kapitalspritzen. Besonders auf seine guten Beziehungen in Bayern konnte er sich jahrzehntelang verlassen. Am Ende aber hatte Kirch vor allem zu viele Milliarden in den Bezahlsender Premiere gepumpt und musste Insolvenzantrag stellen. „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen“, sagte der fränkische Winzersohn und gläubige Katholik lakonisch nach der Pleite.
Satte drei Milliarden Euro garantiert der 81-Jährige der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Vermarktung der Bundesliga-Rechte über sechs Jahre. Dass er noch einmal die Kraft aufgebracht hat, sich in der Branche zurückzumelden, nötigt Kritikern wie Vertrauten des nie unumstrittenen Unternehmers Anerkennung ab.
„Man muss schon Respekt haben vor seiner Ausdauer und vor seiner Kampfeskraft“, sagte Ex-Premiere-Chef Georg Kofler. Allerdings gebe es wohl Geschäfte, mit denen sich bessere Margen erzielen ließen als mit der Fußball-Bundesliga.
In den vergangenen Monaten hatte in Münchens Medienbranche die Gerüchteküche gebrodelt. In seinem Stadtbüro in der Kardinal-Faulhaber-Straße im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt habe Kirch mit seinen Vertrauten „gewerkelt und gerudert“, sagt einer, der viel mit ihm zu tun hatte.
Kirch habe im Verborgenen alte Kontakte spielen lassen und die Netzwerke wiederbelebt. Vor zwei Wochen dann meldete sich Kirch mit dem Einstieg bei der Medienfirma EM.Sport Media wieder offiziell in der deutschen Medienbranche zurück. Mit der Bundesliga-Vermarktung folgte nun der nächste Paukenschlag.
Leo Kirch gilt in der Branche, die heute vielfach von Finanzinvestoren dominiert wird, als Unternehmer vom alten Schlag. Nach außen schottet er sich weiter ab, intern hielt er einem engen Kreis von Vertrauten, zum Beispiel Dieter Hahn, über Jahrzehnte die Treue. „Mit den Heuschrecken ist es oft ein wenig herzlos“, sagt ein Branchenexperte mit Blick auf die Private-Equity-Investoren. In der „Kirch-Familie“ sei es anders zugegangen. „Wenn man zum Alten ging, konnte man die meisten Probleme schnell lösen.“
Der studierte Betriebswirt und Mathematiker Kirch hatte 2002 die nach Schuldenstand bis dahin größte Pleite der deutschen Nachkriegsgeschichte hingelegt. Das Imperium hatte er zuvor aus eigener Kraft aufgebaut. Seinen Geschäftssinn bewies er bereits mit 29 Jahren. Damals sicherte sich Kirch mit geliehenem Geld in Italien die Rechte an dem Filmklassiker „La Strada“. Mit viel Mut zum Risiko und unternehmerischem Gespür für die weitere Entwicklung des Fernsehens in Deutschland baute er in den folgenden Jahrzehnten ein lange Zeit undurchschaubares Geflecht von Beteiligungen rund um Fußball, Film, Fernsehen und die Formel 1 auf.
Vertraute betonen, dass Kirch nach der Pleite nie ganz weg gewesen sei. Von seinem Stadtbüro aus steuerte er seinen juristischen Feldzug gegen die Deutsche Bank, die er für den Zusammenbruch seines Imperiums verantwortlich machte. Nach langen Kur sei der zuckerkranke und halb blinde Kirch auch gesundheitlich wieder gestärkt gewesen für ein neues unternehmerisches Engagement, meint ein Geschäftspartner. [lf]
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