DAZN zeigt Finale der Nations League, Nitro DFB-Trainingsspiel

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© UEFA

Jetzt wird sogar ein Trainingskick der Nationalmannschaft live übertragen. Zufall ist das nicht – sondern Teil einer Investment-Strategie von RTL. ProSiebenSat.1 muss derweil kleinere Brötchen backen, während DAZN eher den Fußballkenner beliefert.

Fußball ist vor allem Privatsache – eine ungewöhnliche Premiere steht für diesen Trend. Die RTL-Gruppe und ProSieben haben zuletzt sehr viel Geld investiert und die öffentlich-rechtlichen TV-Sender häufiger ausgestochen. Mit teuren Millionen-Verträgen und prominenten Experten wie Jürgen Klinsmann drängen sie in die mit Abstand quoten-stärkste Sportart des Landes.

Jetzt wird sogar ein Trainingsspiel der DFB-Truppe live im Fernsehen übertragen – gegen sich selbst! Der zur RTL-Gruppe gehörende Nischensender Nitro zeigt am Mittwoch (17.15 Uhr) den einstündigen Übungskick der deutschen Nationalmannschaft gegen ihre eigenen Ersatzmänner in Aachen – mit Moderator, mit Kommentator, mit Experten und allem drum und dran.

Zufall ist diese Premiere nicht, vor allem RTL hat zuletzt kräftig hingelangt. Der private TV-Sender überträgt am Samstag das EM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland – und auch alle anderen Länderspiele dieses Jahres. Eine derartige Konzentration von Begegnungen der Nationalmannschaft bei einem Privatsender ist bisher einzigartig.

Möglich machen das zwei bei der UEFA erworbene Rechtepakete, die bis 2022 gelten. „Es ist ein überragendes, strategisches Produkt im Fernsehbereich“, sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe der Deutschen Presse-Agentur: „Fußball lieben alle. Der Wert ist aus Image- und Marketinggründen für uns groß.“

Insgesamt 28 Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft umfassen die teilweise schon seit 2018 geltenden Pakete mit Qualifikationspartien für WM und EM sowie Tests der DFB-Auswahl. Zum Vergleich: ARD und ZDF kauften das dritte UEFA-Paket mit den Nations-Liga-Partien. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender müssen sich, bedingt durch den Abstieg der DFB-Elf, lediglich acht Spiele teilen. DAZN hält hingegen die internationalen Rechte fürs Netz. So laufen dort auch die Partien der an diesem Mittwoch in Portugal beginnenden Finalrunde.

Los geht es um 20.45 Uhr mit dem Halbfinale der Gastgeber gegen die Schweiz, ehe am Donnerstag zur gleichen Uhrzeit England und die Niederlande aufeindertreffen. Ehe am Sonntag dann der dritte Platz (15 Uhr) und am Abend schließlich auch der Turniersieger ausgespielt werden. DAZN bietet sicherlich die sportlich attraktivste Lösung im Fußballsommerloch, rechnet man auch noch die amerikanischen Konitinentalwettkämpfe. In der Woche nach dem Nations-League-Finale läuft bei dem Sport-Streaminganbieter auch noch die Copa America mit Messi und Neymar. Während RTL nahezu gleichzeitig versucht, auch noch das letzte irgendwie Verwertbare aus der DFB-Elf abzuschöpfen.

Schließlich hat man investiert und sich zudem die Dienste von Jürgen Klinsmann gesichert, der als Experte die Spiele seines Bundestrainer-Vorgängers Joachim Löw kommentiert. Die Werbewirtschaft registriert laut Loppe „immer positiv, wenn prominente und damit zugkräftige Protagonisten im Team sind“.ProSiebenSat.1 mit U21-Quali im toten Winkel

Was das alles kostet, verrät RTL ebenso wenig wie die Konkurrenz. Es gibt nur Schätzungen, wonach der Preis für eines der drei Fußballpakete mit der Nationalmannschaft knapp über 100 Millionen Euro liegen soll.

Deutlich günstiger dürfte der Deal sein, denn die ProSiebenSat.1-Gruppe mit dem DFB abgeschlossen hat. Das Rechtepaket für die U21 umfasst mindestens 35 Länderspiele bis zum Sommer 2023. Die Rechte für die nächste Woche startende EM der Junioren liegen allerdings – wie bei der A-Auswahl im kommenden Jahr – bei ARD und ZDF.

Löws Auswahl ist für ProSiebenSat.1 – wie auch Bundesliga oder Champions League – zu teuer. „Die Quoten sind sicher attraktiv, aber das ist finanziell nicht darstellbar“, sagte Zeljko Karajica, der für den Sport zuständige Geschäftsführer bei ProSiebenSat.1. „Die Investition bekämen wir nicht ansatzweise refinanziert.“

Mit der U21-Mannschaft, die bei ProSieben und beim Ableger Maxx läuft, „zeigen wir die Stars von morgen“, schwärmte Karajica. Der Geschäftsführer schränkte bei aller Begeisterung über den Kauf allerdings ein: „Wir hinterlassen einen Fußabdruck, aber als Großangriff auf Fußballrechte ist das sicher nicht zu sehen.“

So könnten eher die Deals von RTL und vor allem DAZN eingestuft werden. [Michael Rossmann, bey]

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