Die ARD hat anlässlich des jüngsten Intendanten-Treffen die Einstellung einiger Angebote angekündigt, verzichtet bei der Reform aber vorerst auf keinen ihrer linearen Sender.
DIGITAL FERNSEHEN hatte bereits zum Wochenbeginn angekündigt, dass die Reform der ARD dieser Tage in eine entscheidende Phase eintritt, da sich die Intendanten des Sendeanstalten-Verbunds trafen. Entgegen der Andeutungen, dass es dabei auch um die Einstellung der linearen Einstellung eines TV-Spartensenders gehen könnte, wurde der Rotstift aber vornehmlich an anderer Stelle angesetzt – vornehmlich bei den Onlineaktivitäten. Ob diese eher kleingliedrigen Umstruktuierungen jedoch zu den erhofften Einsparungen verhelfen, steht auf einem anderen Blatt. Hier die Ergebnisse der ARD-Intendanten-Sitzung im Überblick:
Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben bei ihrer zweitägigen Sitzung in Bonn wichtige entschieden, auf einige Angebote in Zukunft zu verzichtet. Die so frei gewordenen Mittel sollen für die digitale Transformation der ARD eingesetzt werden.
200 Social-Media-Accounts weniger – Twitter-Nutzung nicht in Stein gemeißelt
Derzeit umfasst das Social-Media-Angebot von ARD und den ARD-Medienhäusern sage und schreibe etwa 800 Accounts auf unterschiedlichen Plattformen. Im Zuge des Reformprozesses wird in Kürze etwa ein Viertel davon eingestellt. Ziel ist es, die journalistischen Inhalte in wenigen starken Angeboten zu konzentrieren, um möglichst viele Menschen in Deutschland zu erreichen.
- Beiträge aus den insgesamt 31 ARD-Auslandsstudios werden künftig auf den reichweitenstarken Informationsmarken von tagesschau und Weltspiegel ausgespielt. Damit wird gewährleistet, dass die Beiträge der Korrespondentinnen und Korrespondenten noch mehr Nutzerinnen und Nutzer erreichen.
- Die ARD will ihr breit gefächertes Angebot im Bereich Klassik zukünftig auch auf Social Media in einer Themenwelt bündeln und erarbeitet hierfür ein gemeinschaftliches Konzept.
- Da Nutzerinnen und Nutzer auf Twitter in erster Linie aktuelle Informationen erwarten, wird sich die ARD hier künftig auf Nachrichten, politische Berichterstattung und investigative Inhalte fokussieren. Twitter-Kanäle, die dieser Ausrichtung nicht entsprechen, werden mit wenigen Ausnahmen eingestellt. Weil derzeit unklar ist, wie sich Twitter weiterentwickelt, beobachtet das ARD Partnermanagement Social Media die Plattform genau.
Eine attraktivere ARD Audiothek
Lineares Radio wird auch in Zukunft wichtig bleiben, doch schon heute nutzen Menschen unter 30 Jahren Audioinhalte vor allem über digitale Plattformen. Die regionalen Angebote aller ARD-Sender sind als Live-Radio bereits in der ARD Audiothek vertreten, dazu etwa 100.000 Podcast-Episoden und Sendungen on demand. Parallel zur ARD-Audiothek haben einzelne Sender derzeit noch Radio-Apps mit Funktionen, die in der Audiothek nicht angeboten werden.
Radio-Sender-Apps auf der Kippe
Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben beschlossen, die ARD Audiothek umfangreich zu überarbeiten, sodass Nutzerinnen und Nutzer Audio-Inhalte der ARD künftig komfortabel und mit interessanten Zusatzfunktionen abrufen können. Langfristig soll es eine zentrale ARD Audiothek geben für alles, was Audio ist – die ARD Audiothek Next. Diese Formulierungen lassen die Interpretation zu, dass die angesprochenen zusätzlichen Apps der Radiosender über kurz oder lang auch in der Audiothek aufgehen könnten.
ARD-Reform light
Ebenfalls Thema bei der Sitzung waren die gemeinsame Arbeit an der digitalen Zukunft der ARD sowie weitere Schritte zu mehr Kooperation und Effizienz. Die Resultate brachten diesbezüglich jedoch nichts ohnehin bereits Bekanntes hervor: So soll zum Beispiel die Weiterentwicklung des gemeinsamen Streaming-Netzwerkes mit dem ZDF vorangetrieben werden.
Der große Wurf – etwas ein Angehen der überbordenden Strukturen der insgesamt 64 linearen Radiosender, oder ein Durchringen zur Verschlankung des Spartensender-Portfolios – ist den Intendanten und Intendantinnen in Bonn offensichtlich nicht gelungen. Die in so vieler Munde rasche Umsetzung der ARD-Reform ist bis auf weiteres ein Wandel im Schneckentempo. Betrachtet man die Reduzierung der Social-Media-Accounts von 800 auf 600 ist aber zumindest ein erster kleiner (und überfälliger) Schritt getan, wobei selbst der Bundestag dann noch immer weniger Abgeordnete zählt, als die ARD über Konten in Sozialen Netzwerken verfügt.
Quelle: ARD
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- df-ard-intendanten-april-2023: SWR
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