Beim Mira Award in Berlin feiert sich die deutsche Pay-TV-Branche heute selbst. Grund dazu hat sie, denn die Entwicklung des Marktes dürfte mittlerweile selbst die größten Zweifler davon überzeugt haben, dass Bezahlfernsehen auch hierzulande funktionieren kann. In den Anfangszeiten des Mira Award sah dies jedoch noch ganz anders aus.
Am heutigen Donnerstag wird in Berlin bereits zum fünften Mal der Mira Award verliehen. Der von Sky Deutschland ins Leben gerufene Pay-TV-Preis hat sich in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe entwickelt und gewinnt innerhalb der deutschen TV-Landschaft zunehmend an Bedeutung. Dies liegt dabei nicht zuletzt am grundlegenden Bedeutungsgewinn der gesamten Pay-TV-Branche. Nach Jahren der Tränen, in denen nicht weniger als die Funktionsfähigkeit des gesamten Geschäftsmodells in Frage gestellt wurde, befindet sich diese nun endlich auch hierzulande im Aufwind.
Als der Mira Award 2008 zum ersten Mal verliehen wurde, stand das Bezahlfernsehen in Deutschland vor einer seiner schwersten Krisen. Im Oktober des gleichen Jahres musste der Branchenprimus Premiere seine Abonnentenzahlen um knapp eine Million nach unten korrigieren – für die gesamte Branche ein schwerer Schlag, der Untergangsfantasien aufkommen ließ. Das bis dahin schon mehr schlecht als recht vor sich hindümplende Pay-TV galt in Deutschland fortan gänzlich als ein Geschäftszweig ohne Zukunft. Der beginnende Wandel fällt jedoch ebenfalls in diese Zeit. Denn spätestens nach dem Einstieg Rupert Murdochs, der bereits damals mit BSkyB und Sky Italia die Pay-TV-Märkte in Großbritannien und Italien dominierte, und der Umbenennung in Sky wurde auch in Deutschland konsequente Aufbauarbeit geleistet.
Zu einem wesentlichen Zugpferd fürs Bezahlfernsehen wurde dabei neben dem Fußball schnell auch die technische Weiterentwicklung der TV-Übertragung. Mit der Einführung von HDTV machte auch die Bildqualität des Fernsehens einen riesigen Sprung, der jenem beim Umstieg von Schwarz-Weiß auf Farbe nahe kam. Die Zuschauer waren bereit, für den Mehrwert zu zahlen und die Abonnentenzahlen kletterten seither stetig nach oben. Im vierten Quartal 2011 wurde dann die drei-Millionen-Marke genommen.
Das Beispiel Sky steht dabei jedoch nur exemplarisch, denn auch Abseits des größten Anbieters ist der Markt gewachsen. Zuletzt machte der Privatsenderverband VPRT im Oktober in seiner „Marktprognose 2013“ auf den dynamisch wachsenden Markt aufmerksam. Demnach wuchs der Pay-TV-Markt in Deutschland 2013 um rund 11,5 Prozent und erreichte damit einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Seit 2009 (1,07 Milliarden Euro Umsatz) konnte die Branche ihren Umsatz demnach nahezu verdoppeln. Kein Wunder also, dass Sender und Anbieter mittlerweile mit viel Selbstbewusstsein auftreten und sich auch öffentlich immer deutlicher über den eigenen Erfolg äußern.
Zu denjenigen, die dem Bezahlfernsehen in Deutschland eine große Zukunft voraussagen, gehört NBC-Universal-Chefin Katharina Behrends, deren Sender 13th Street und Syfy bei der Wahl zum beliebtesten Pay-TV-Sender des Jahres regelmäßig auf den vorderen Plätzen landen. Behrends sieht das Bezahlfernsehen dabei auch gegenüber dem in Deutschland traditionell sehr starken Free-TV in einer guten Position. Bereits im September 2013 hatte die Senderchefin zum Launch ihres neuen Kanals Universal Channel prognostiziert, dass es anspruchsvolle Serienstoffe auch in Deutschland in absehbarer Zukunft nur noch im Pay-TV geben werde, wo die Sender einfach mit einem völlig anderen Ansatz agieren könnten und nicht von der Jagd nach Einschaltquoten getrieben würden. Wie sich die Branche entwickelte, zeigte dabei auch die erste fiktionale Serienproduktion „Add a Friend“, die von Turner Broadcasting in Deutschland gestartet wurde und die in diesem Jahr in ihre dritte und finale Staffel geht.
Vom Erfolg überzeugt ist man dabei auch bei den Anbietern. Egal ob Sky Deutschland, die Deutsche Telekom oder große Kabelnetzbetreiber wie Kabel Deutschland oder Unitymedia Kabel BW – Pakete mit Bezahlsendern sind längst ein funktionierendes Geschäft und die Zuschauer sind bereit, für exklusive Inhalte und HD-Qualität zu bezahlen. Erst am vergangenen Donnerstag hatte sich Sky-Chef Brian Sullivan in einem Interview mit dem TV-Sender DAF extrem optimistisch über die Abonnentenentwicklung seines Unternehmens geäußert. Für das laufende Jahr peilt man in Unterföhring nun offenbar sogar die vier-Millionen-Marke an.
Verglichen mit der Anfangszeit des Mira Award in den Jahren 2008 und 2009 hat man mittlerweile also wirklich etwas zu feiern in der deutschen Pay-TV-Landschaft und auch die Prognosen dürften der Branche Hoffnung auf mehr machen. Die Chancen stehen also gut, dass der Award noch für viele Jahre ein Teil der hiesigen TV-Landschaft sein wird. [ps]
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