
Das ZDF manipuliert die Zuschauerabstimmung in der Unterhaltungssendung „Deutschlands Beste“. Alles halb so schlimm, könnte man meinen, schließlich ist im Fernsehen ohnehin nichts mehr echt. Diese Einstellung vieler Zuschauer zeigt aber wie problematisch das Ganze ist. Denn gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk braucht Glaubwürdigkeit.
Schon seit Tagen steht das ZDF wegen der Manipulation der Abstimmungsergebnisse bei der Sendung „Deutschlands Beste“ in der Kritik. Das Presseecho und die Zuschauerreaktionen sind dabei heftig – und das ist gut so. Denn letztlich geht es dabei nicht vornehmlich um die Frage, wer denn nun tatsächlich der beste Deutsche ist, sondern um die Glaubwürdigkeit des Fernsehens und der Medien an sich.
Zur Erinnerung: Das ZDF hatte für seine Sendung „Deutschlands Beste“ sowohl eine Forsa-Umfrage, ein Online-Voting und eine Leserumfrage der Zeitschrift „Hörzu“ veranstaltet. In das Ergebnis eingeflossen war am Ende allerdings nur die Forsa-Umfrage ohne das die Umfrage-Teilnehmer und die Zuschauer darüber informiert wurden. Zudem hatte die Redaktion der Sendung offenbar die Reihenfolge zusätzlich manipuliert und Personen, die als Gäste in die Show eingeladen waren, ein paar Plätze nach vorn gestuft.
Das Argument „was im Fernsehen läuft, ist doch sowieso alles nicht echt“, hat sicherlich fast Jeder schon einmal gehört. Gefühlt hört man es in den vergangenen Jahren immer öfter. Dahinter steckt ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber einem Medium, dass eigentlich die Augen und damit wohl das wichtigste Sinnesorgan der Menschen ansprechen soll. Doch tatsächlich trauen immer weniger Zuschauer dem, was sie im Fernsehen zu sehen bekommen. Schuld daran sind immer schamlosere Inszenierungen der Fernsehsender und Produzenten, um dem Zuschauer das zu zeigen, was dieser nach ihrer Auffassung sehen will oder zumindest sehen sollte.
Dabei geht es nicht nur um zahlreiche unsägliche Scripted-Reality-Sendungen, in denen dem Zuschauer eine Alltagssituation vorgegaukelt wird oder Kandidaten auf zweifelhafte Art und Weise zur Schau gestellt werden. Es geht auch um große Unterhaltungsshows, die so perfekt inszeniert werden, dass alles ins Bild passen muss und es geht letztlich auch um Reportagen und Dokumentationen, bei denen sich der Zuschauer ebenfalls immer öfter fragt, ob dass, was er da zu sehen bekommt, überhaupt real ist. Das ist traurig.
Geradezu erfrischend wirkte im Kontrast dazu das „Quizduell“-Experiment der ARD im Frühjahr. In der von technischen Pannen geplagten Livesendung konnten die Zuschauer zumindest in Ansätzen einen Eindruck davon bekommen, wie Fernsehen aussieht, wenn die Inszenierung nicht perfekt funktioniert – nämlich erstaunlich echt und lebendig. Schade, dass dies offenbar nur durch das technische Unvermögen der Sendungsverantwortlichen möglich wurde.
Besonders schwer wiegen die Vorwürfe der Manipulation übrigens, weil sie das ZDF betreffen. Einen Sender, der von den Zuschauerinnen und Zuschauern über ihre Rundfunkbeiträge direkt finanziert wird und der sich deshalb eigentlich genau diesen auch verpflichtet fühlen sollte. Eine wichtigere Währung als die Glaubwürdigkeit kann es gerade für die öffentlich-rechtlichen Sender gar nicht geben, denn ohne gesellschaftliche Akzeptanz haben diese langfristig keine Perspektive. Hier kann man nur hoffen, dass die Konsequenzen weiter reichen als nur bis zu einigen Bauernopfern, die nun ihren Hut nehmen müssen. Den Vertrauensverlust, den das ZDF mit dem aktuellen Skandal riskiert, kann es sich schlicht nicht leisten. [Kommentar von Patrick Schulze, Redakteur ]
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