Daimler zerrt SWR vor Gericht

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der SWR wird sich im Mai wegen einer seiner Undercover-Reportagen vor Gericht rechtfertigen müssen. Der Autokonzern Daimler will per Klage verhindern, dass ein Beitrag über eines seiner Mercedes-Werke erneut gesendet wird. Sollte der SWR es doch tun, verlangt Dailmer eine Geldstrafe – oder Ordnungshaft für den Intendanten.

Mit der Reportage „Hungerlohn am Fließband: Wie Tarife ausgehebelt werden“, für die ein SWR-Mitarbeiter undercover im Mercedes-Stammwerk in Untertürkheim  gearbeitet hat, hat bereits im letzten Sommer für jede Menge Aufregung gesorgt – und das nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch beim Mutterkonzern Daimler. Nun geht der seither schwelende Streit um den Beitrag in die nächste Runde. Denn wie die „Stuttgarter Zeitung“ am Sonntag berichtete, hat der Autokonzern nun beim Landgericht Stuttgart Klage gegen den SWR eingereicht.

Fernsehreporter Jürgen Rose erhebt in seinem Beitrag dabei den Vorwurf, dass Daimler neben seiner Stammbelegtschaft auch zahlreiche Menschen per Werkvertrag beschäftigt, die zwar die gleiche Arbeit verrichten, für diese aber deutlich geringer bezahlt werden. Daimler wollte daraufhin schon im letzten Jahr mit einer Unterlassungserklärung gegen die Reportage vorgehen, doch der SWR ließ sich nicht darauf ein. Nun will der Autokonzern über die Klage erreichen, dass die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt „Hungerlohn am Fließband“ nicht mehr ausstrahlt.
 
Daimler akzeptiere grundsätzlich natürlich auch kritische Berichterstattung, doch der SWR habe in diesem Fall das Gebot journalistischer Sorgfalt und Fairness eklatant verletzt, so eine Sprecherin über den Grund der Klage. Der Film sei manipulativ und verzerre die Situation bewusst so, dass der Eindruck eines unrechtmäßigen Handelns entsteht. Zudem hätte der Reporter hinter den Werkstoren überhaupt nicht filmen dürfen. Dies sei für alle Mitarbeiter ausdrücklich verboten. Der SWR hält in diesem Punkt dagegen, dass es nur durch das heimliche Filmen möglich gewesen sei, den Missstand aufzudecken.
 
Nun soll also das Stuttgarter Landgericht über den Fall entscheiden. Daimler will über diesen Weg nun erreichen, dass der Beitrag vom SWR nicht mehr ausgestrahlt werden darf und damit auch langsam aus dem Gedächnis der Zuschauer verschwindet. Sollte der Sender es doch tun, fordert Daimler eine Geldstrafe von 250 000 Euro. Alternativ solle eine entsprechende Ordnungshaft angeordnet werden, die am Intendanten des SWR, in diesem Fall Peter Boudgoust, vollzogen werden soll.
 
Ob es tatsächlich soweit kommt, wird sich im Laufe des Verfahrens zeigen. Bis dahin haben die beiden Parteien aber noch ein wenig Zeit, sich vielleicht doch noch auf einem anderen Weg zu einigen. Denn der erste Verhandlungstag ist erst für den 9. Mai festgesetzt. [fm]

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43 Kommentare im Forum
  1. AW: Daimler zerrt SWR vor Gericht Eindeutig...filmen die einfach Billiglohn-Sklaven. Ab in den Knast mit dem Intendanten . Hätte sich Daimler mal lieber bei Undercover-Boss auf RTL bewerben sollen, dort werden die Firmen wenigstens ins richtige Licht gerückt . Der Billig-Vorarbeiter 1 Woche Mallorca geschenkt bekommen und alles wäre gut.
  2. AW: Daimler zerrt SWR vor Gericht Ist jetzt endlich rausgekommen, dass sie für die Ledersitze Hundewelpen verwenden?
  3. AW: Daimler zerrt SWR vor Gericht Man darf ebend die Wahrheit nicht bringen und sagen. Man muß nun mal alles schönreden , war in der" Deutschen Demokratischen Republik " so und ist heute in der " Bundesrepublik Deutschland " genauso .
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