Eine der renommiertesten deutschen Filmproduktionsgesellschaften ist insolvent. Es geht um die Firma Zeitsprung, die hochgelobte Filme wie „Das Wunder von Lengede“, „Frau Böhm sagt Nein“ und das juristisch umstrittene „Contergan“ produziert hat.
Drei große Produktionen, die ursprünglich dieses Jahr hätten realisiert werden sollen, seien auf nächstes Jahr verschoben worden, sagte der Geschäftsführer Michael Souvignier am Montag in Köln. Dies habe das Unternehmen in eine finanzielle Schieflage gebracht.
Die Vorleistungen für Filmproduktionen seien enorm. „Wir sind manchmal im sechs- bis siebenstelligen Bereich unterwegs, was die Vorkosten angeht, und das nicht bei einem Projekt, sondern wir beschäftigen uns durchgängig mit 25, 30 Projekten in verschiedenen Stadien“, sagte Souvignier. Das seien alles Vorkosten, die Zeitsprung aus eigener Kraft stemmen müsse. „Nun sind die Banken, wie wir alle wissen, nicht endlos bereit, vorzufinanzieren. Vor allem dann nicht, wenn die zugesagten Projekte auf der Zeitachse von unseren Auftraggebern verschoben werden“.
Zeitsprung sei keinem Sender oder Konzern angeschlossen, sondern arbeite unabhängig. „Wir Unternehmer, die mit Blut unten rechts unterschreiben, sind einfach in einer anderen Situation als Produktionsfirmen, die zu Großkonzernen gehören und sich über Banken und Geld keine großen Gedanken machen müssen“.
Der Geschäftsführer zeigte sich aber fest davon überzeugt, dass er mit dem Insolvenzverwalter eine Lösung zur Fortführung finden werde: „Das Ziel ist, wie Phoenix aus der Asche wieder aufzutauchen“. Im Oktober strahlt das ZDF den von Zeitsprung produzierten biografischen Film „Beate Uhse – Das Recht auf Liebe“ aus (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Der Streit um den vom WDR bei Zeitsprung in Auftrag gegebenen Fernsehfilm „Contergan – Eine einzige Tablette“ war seinerzeit bis vor das Bundesverfassungsgericht getragen worden, weil der Contergan-Hersteller Grünenthal sich gegen die Darstellung des umstrittenen Schlafmittels im Rahmen des 90-Minütersjuristisch zur Wehr gesetzt hatte (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [dpa/ar]
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