Seit 2007 sorgt Comedy Central auch in Deutschland für Lacher. Im Mai blies der Sender zum runderneuerten Angriff auf die Lachmuskeln und dem Motto „Wir nehmen Comedy ernst. Darum zeigen wir keine Clowns“. Was es stattdessen zu sehen gibt, verrät DIGITAL FERNSEHEN im Senderportrait.
Mit ironischer Gesellschaftskritik zum Erfolg
Alles andere als ein Aprilscherz war die Zusammenlegung von HBOs Comedy Channel und MTVs Comedy-Kanal Ha! am 1. April 1991, denn aus der Vereinigung der ehemaligen Kontrahenten ging Comedy Central hervor. 2003 kaufte Viacom, Inhaber der MTV Netzworks, die restlichen Anteile an Comedy Central von HBO, einer Tochter von Time Warner, für 1,23 Milliarden Dollar.
Zunächst blieb der große Zuschauererfolg jedoch aus. Die Mischung aus wiederholten Sitcoms, Komödien, 30-minütigen Specials und Clip-Shows konnte mit Ausnahme des kultigen „Mystery Science Theater 3000“ kaum begeistern. Erst der kontroverse Cartoon-Hit „South Park“ brachte dem Sender 1997 den Durchbruch. Zu gewagt für die Mainstream-Fernsehsender, schnappte sich Comedy Central die Serie um Dauersterber Kenny, Cartman und Co. und bewies den richtigen Riecher. Mehr und mehr Fans wollten die Hitserie sehen und sorgten dafür, dass der Sender 1998 in 50 Prozent aller amerikanischen Haushalte zu empfangen war.
Heute gibt es mehrere regionale Ableger der Spaßzentrale, unter anderem in Deutschland, Italien, Großbritannien und seit 2009 auch in Neuseeland. Neben der Verbreitung über Kabel und Satellit ist das Angebot des Senders auch über comedycentral.de, southpark.de und eynewkidsjunge.de vertreten. Zudem bieten die Online-Plattformen Maxdome, Videoload, Vodafone, myspass.de und iTunes Inhalte des Kanals an. Seit 16. Mai sendet man auch in HD. Der hochauflösende Ableger ist im Entertainment-Paket der Telekom und via Satellit über HD Plus zu empfangen.Geteilte Freude ist doppelte Freude
Am 15. Januar 2007 startete Comedy Central Deutschland, welches auch in Österreich und der Schweiz zu empfangen ist, als 24-Stunden-Vollprogramm. Seit dem 15. Dezember 2008 teilt der Unterhaltungskanal sich mit dem Kindersender Nickelodeon die Frequenz und sendet sein Programm zwischen 20.15 Uhr und 06.00 Uhr. Für viele Fans war dieser Schritt eine Enttäuschung, Senderchefin Karola Bayr sieht die Entwicklung hingegen positiv, denn „das neue Distributionsmodell beschert beiden Marken eine massive verbesserte Verbreitung“.
Die Leiterin des Free-TV-Kanals hat dabei auch den Werbemarkt im Blick. Aufgrund der Entscheidung, Comedy Central und Nickelodeon auf einem Kanal zu senden, „wird das Angebot an Werbekunden und Zuschauer noch attraktiver gestaltet und die Wettbewerbs-Position des Unternehmens in der deutschen Medienlandschaft weiter gestärkt“, erklärt sie weiter.
Wie Bayr begründet, war Comedy Central ohnehin am Abend am erfolgreichsten, während Nickelodeon vor allem tagsüber beim jungen Publikum punktete. Nun konzentriere man die beliebtesten und erfolgreichsten Shows beider Marken, um Kindern und Erwachsenen ein „noch schlüssigeres TV-Erlebnis“ zu bieten.Internationaler Humor
Thematisch will der Fernsehsender ein möglichst breites Spektrum an Unterhaltung abdecken. Neben US-Serienhits, Sitcom-Klassikern, Cartoons sowie Sketch- und Live-Comedy will man seinen Fans alle Facetten von Comedy bieten. Traditionell finden auch gewagtere Produktionen Platz im Programm. So zum Beispiel den britischen Erfolg „Little Britain“ von Matt Lucas und David Williams. Am 31. Juli startet mit „Come Fly With Me“ der neue Streich der Komiker als deutsche Erstausstrahlung. Diesmal wird der alltägliche Wahnsinn eines Flughafens ins Visier genommen.
Nicht erst seit „Seinfeld“ und „Little Britain“ wissen Fernsehmacher, dass amerikanischer oder englischer Humor nicht zwangsläufig auch deutsche Zuschauer zum Lachen bringt. Doch wo liegen die Unterschiede? „Amerikanische Comedy hat im Vergleich zur deutschen eine wesentlich längere Tradition, ist vielseitiger und facettenreicher auch durch die größere Comedy-Autorenlandschaft“, argumentiert Bayr.
In Deutschland ist Comedy noch ein jüngeres Genre. Hier steht „die lokale Relevanz sowie die Bekanntheit deutscher Comedians, die ein höheres Identifikationspotenzial für die Zuschauer bieten, im Vordergrund“, meint die Senderchefin.
Vor allem US-Sitcoms und -Cartoons sind auch bei den Deutschenäußerst beliebt. Karola Bayr führt weiter aus, dass „bitterböser Humor,politische und gesellschaftliche Satire, die beispielsweise dieKultserien ‚South Park‘ und ‚American Dad‘ auszeichnen“ charakterisch für US-Cartoons seien – „ein Genre, das in Deutschlandnicht produziert wird“. In den Bereichen Shows und Stand-Up-Comedy setztder Sender hingegen auf lokale Formate wie „Nightwash“, „Switch“ oder“Ladykracher“.
Im Oktober bringt der Sender den Comedy Central Roast nachDeutschland. In dem Format werden Prominente von ihren Kollegen,Freunden und Familienmitgliedern in die Mangel genommen. Neuestes Opferist der skandalumwitterte „Two And A Half Men“-Star Charlie Sheen. DieFolge mit Sheen soll im Oktober in Deutschland zu sehen sein. Dann wirdsich zeigen, ob die „härteste und zynischste Entertainment-Jury“ auch imdeutschsprachigen Raum ankommt.
Eines gibt es aber auch in Zukunft nicht auf Comedy Central zusehen – Clowns. Die schickt der Sender lieber auf die Straße, um sie fürihre vermeintlich schlechte Lebenssituation demonstrieren zu lassenund dabei das neue Sendermotto medial zu verbreiten: „Wir nehmen Comedyernst. Darum zeigen wir keine Clowns“.
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle regelmäßig Spartensender aus der TV-Landschaft vor. Das letzte Portrait zum Männersender Dmax lesen Sie hier.
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