Rupert Murdochs Medienimperium 21st Century Fox wird zum heiß begehrten Übernahmeobjekt in einem milliardenschweren Bieterkampf zweier US-Großkonzerne. Der Hollywood-Riese Disney hatte eigentlich schon den Zuschlag erhalten, doch jetzt kommt Comcast dazwischen.
Der US-Kabelkonzern Comcast hat eine verbesserte Offerte für große Teile von Rupert Murdochs Medienimperium 21st Century Fox abgegeben und damit einen möglichen Bieterkampf mit dem Unterhaltungsriesen Disney eröffnet. Das neue Angebot beträgt 35 Dollar je Fox-Aktie, wie Comcast am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Damit würde sich eine Gesamtbewertung von rund 65 Milliarden Dollar (55 Mrd Euro) ergeben.
Eigentlich hatte sich Disney schon mit Fox auf einen Kaufpreis von 52 Milliarden Dollar geeinigt. Dafür sollte der Großteil des Film- und Fernsehgeschäfts des Murdoch-Konzerns den Besitzer wechseln. Der Medienmogul will nur sein Nachrichten-Flaggschiff Fox News und den größten Sportsender behalten, beide sollen vom Rest des Unternehmens in eine neue Gesellschaft abgespalten werden.
Fox teilte nach Veröffentlichung der Offerte mit, zwar weiter an die Fusionsvereinbarung mit Disney gebunden zu bleiben, das „unerbetene“ Angebot von Comcast aber dennoch sorgfältig prüfen zu wollen. Es sei bislang noch keine Entscheidung gefallen, ob ein für den 10. Juli angesetztes außerordentliches Aktionärstreffen verschoben werde, bei dem über den Deal mit Disney abgestimmt werden soll.
Comcast war zuvor schon einmal mit einem deutlich höheren Angebot als Disney abgeblitzt, das soll aber auch maßgeblich an kartellrechtlichen Bedenken gelegen haben. Nachdem am Dienstag ein US-Gericht die Übernahme des Fox-Rivalen Time Warner durch den Telekom-Giganten AT&T gegen den Widerstand der US-Regierung durchgewunken hat, sieht die Sache nun womöglich anders aus.
Comcast wirbt jetzt bei Murdoch und den Fox-Aktionären mit einem etwa 19 Prozent höheren Angebot als Disney und will zudem – anders als der Micky-Maus-Konzern – komplett bar bezahlen. Nun wird mit Spannung erwartet, wie Disney und Fox reagieren. Der Hollywood-Riese will mit der Übernahme eigentlich die Weichen für einen Vorstoß in den boomenden Video-Streaming-Markt stellen. Für einen Angriff auf Netflix würden sich die Produktionen des Filmstudios 20th Century Fox und der diversen Fernsehesender von Murdoch wohl gut eignen.
Streaming gilt als das Geschäft der Zukunft, immer mehr US-Kunden – vor allem die jüngeren Zielgruppen – kündigen ihre Kabelverträge und sehen im Internet fern. Das dürfte auch der Hauptgrund dafür sein, dass sich Comcast so sehr für Fox interessiert. Mit den „Simpsons“, aber auch mit Shows des Bezahlsenders FX wie „Fargo“ oder „The Americans“ und Kinohits wie „Avatar“, „X-Men“ oder „Deadpool“ konnte der Murdoch-Konzern große Erfolge feiern und Kritiker überzeugen.
Ebenfalls als attraktiv gilt die Fox-Beteiligung am Netzwerk Star India und am Streaming-Dienst Hulu, an dem Comcast und Disney ebenfalls Anteile halten und bei einer Übernahme die Kontrollmehrheit gewinnen würden. Zudem liefern sich die Unternehmen in Europa bereits einen Bieterkampf um den britischen Bezahlsender Sky, den Fox zu 39 Prozent besitzt und eigentlich komplett übernehmen und dann an Disney weiterreichen will. Comcast ist es aber schon gelungen, das Sky-Management mit einem höheren Angebot auf seine Seite zu ziehen.
[dpa]
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