Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN steckt in einer tiefen Krise. Die Einschaltquoten des Kanals sanken im zweiten Quartal 2012 um bis zu 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Bereits seit einigen Monaten haben alle großen US-Nachrichtensender mit stark rückläufigen Zuschauerzahlen zu kämpfen. Erst im Mai hatte die „New York Times“ von über 20-prozentigen Quotenrückgängen bei den Sendern Fox News und MSNBC im Vergleich zum Vorjahreszeitraum berichtetet. Besonders schlimm scheint der Zuschauerschwund jedoch den renommierten Kanal CNN zu treffen. In ihrer Mittwochausgabe schrieb die „New York Times“, dass der Sender im zweiten Quartal 2012 gegenüber dem Vorjahr einen Einbruch der Zuschauerzahlen seiner Primetime-Formate um 40 Prozent hinnehmen musste. Besonders schlecht laufe derzeit das Talkformat von Larry-King-Nachfolger Piers Morgan, das zuletzt nur noch 137 000 Zuschauer in der Gruppe der 25- bis 54-Jährigen erreicht habe.
Der Sender selbst macht vor allem die in den USA generell nachrichtenarme Periode für den Zuschauerschwund verantwortlich. Während im vergangenen Jahr Top-Meldungen wie die Erschießung Osama Bin-Ladens für hohe Quoten im zweiten Quartal sorgten, gebe es 2012 bisher nur wenige spektakuläre Nachrichten. Doch während die Konkurrenten MSNBC und Fox News mit Einbrüchen von 18 beziehungsweise 14 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 25- bis 54-Jährigen zu kämpfen haben, fallen diese bei CNN mit bis zu 40 Prozent bedeutend höher aus.
Der besonders starke Einbruch in der Zuschauergunst ausgerechnet bei CNN könnte mit den anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA zusammenhängen, orakelt das Blatt. Während die Konkurrenz von Fox News und MSNBC eher als konservativ beziehungsweise liberal angehaucht gilt, gibt sich CNN in der Berichterstattung bewusst neutral. In einer Stellungnahme gegenüber der „New York Times“ teilte der Sender mit, dass man als Nachrichtenkanal vom Tagesgeschehen sehr viel stärker abhängig sei, als andere Netzwerke. Zwar würde sich CNN über höhere Einschaltquoten freuen, doch der Sender will diese nicht mit dem Verzicht auf Neutralität und Qualität erkaufen. [ps]
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