Retourkutsche fürs ZDF: Da die Mainzer in der Champions League erneut das angeblich „attraktivere“ Dortmund-Spiel zeigen wollen, hat Schalke am Wochenende kurzerhand alle Interviews mit dem Sender verweigert. Bevor der Streit eskaliert, will das ZDF nun reden.
Schalke wollte beim Zoff mit dem ZDF ein Zeichen setzen. Weder Spieler, noch Manager Horst Heldt, noch Trainer Jens Keller standen den ZDF-Reportern nach dem 3:0 gegen den VfB Stuttgart in Einzelgesprächen Rede und Antwort. Der Interview-Boykott war als Retourkutsche gedacht für die Entscheidung des Zweiten, am letzten Vorrundenspieltag der Champions League aus Attraktivitätsgründen lieber den Dortmunder statt den Schalker Auftritt live im frei empfangbaren TV zu zeigen. „Wir fanden es nicht attraktiv genug, uns ihnen in Interviews zu stellen“, erklärte Schalkes Manager Horst Heldt süffisant. „Jetzt bekommen sie eben nur Stimmen vom Verlierer. Das tut mir leid. Aber das muss man dann auch mal aushalten. Das ZDF hält uns ja nicht für attraktiv genug.“
Die Botschaft ist scheinbar angekommen. Der Sportchef der Mainzer, Dieter Gruschwitz, will die entstandenen Irritationen möglichst bald beilegen. „Mir ist sehr an einer Deeskalation gelegen, ich möchte das so schnell wie möglich beenden“, sagte Gruschwitz am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa und kündigte an: „Ich werde Anfang der Woche das Gespräch mit Schalke und auch der DFL suchen.“
Der öffentlich-rechtliche Sender besitzt die Rechte im frei empfangbaren Fernsehen für das Topspiel am Samstagabend, das im „Aktuellen Sportstudio“ ausgestrahlt wird. Vertragspartner ist die Deutsche Fußball Liga (DFL). Doch nach Schalkes Partie gegen den VfB konnte Sportstudio-Moderator Sven Voss abends nur Bilder eines leeren TV-Studios mit zwei unangetasteten Mikrofonen auf dem Tisch zeigen. „Die Schalker fühlen sich ungerecht behandelt“, erklärte Voss den TV-Zuschauern. Ausgestrahlt wurden lediglich Aussagen von Keller aus der Pressekonferenz.
Hintergrund der Ablehnung ist die Entscheidung des ZDF, am letzten Vorrundenspieltag der Königsklasse am 11. Dezember statt Schalkes Endspiel gegen den FC Basel die zeitgleiche Partie von Borussia Dortmund bei Olympique Marseille live zu übertragen, in der es ebenfalls um Alles oder Nichts geht. Das ZDF darf in der Champions-League-Gruppenphase jeweils mittwochs ein Spiel live zeigen. Die anderen Partien sind dem Bezahlsender Sky vorbehalten.
„Bei der Auswahl des Spiels darf ausschließlich nur die bundesweite Betrachtung ausschlaggebend sein. Wir glauben, dass das Dortmunder Spiel für die Fußball-Fans in ganz Deutschland interessanter ist“, sagte Gruschwitz. Am Freitag hatte der ZDF-Sportchef die Schalker unter anderem mit der Begründung geärgert, der BVB spiele „derzeit den attraktiveren Fußball“.
In die Entscheidung als solche könne und wolle Schalke nicht eingreifen, meinte Heldt. „Das steht uns nicht zu. Aber die Art und Weise und mehrere Begründungen sind nicht akzeptabel“, so Schalkes Sportvorstand. „Das sagt man nicht in der Öffentlichkeit, so geht man nicht mit langjährigen Partnern um.“ Gleichwohl deutete auch Heldt Diskussionsbereitschaft in dem Disput an: „Da schüttelt man sich und dann geht es weiter. Man sollte es auch nicht zu hoch aufhängen.“[Ulli Brünger/Carsten Lappe/fm]
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