Der Netzwerk-Ausrüster Cisco bekommt erstmals nach 20 Jahren wieder einen neuen Chef – und der hat einiges vor mit dem milliardenschweren Konzern.
Der Netzwerk-Ausrüster Cisco bekommt nach 20 Jahren ohne Chefwechsel einen neuen Konzernlenker aus den eigenen Reihen. Der bisher für das weltweite Geschäft zuständige Top-Manager Chuck Robbins werde zum 26. Juli die Konzernführung übernehmen, teilte Cisco am Montag mit. Er ist seit 1997 bei dem Unternehmen. Der bisherige Chef John Chambers bleibt als Vorsitzender des Verwaltungsrates an Bord.
Der 65-jährige Chambers stand seit Januar 1995 an der Cisco-Spitze. Damals hatte der Konzern einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Dollar und ist jetzt auf Kurs zu Erlösen von 48 Milliarden Dollar. Cisco ist stark im Geschäft mit Technik, die das Internet zum Laufen bringt, daher auch das drastische Wachstum. Chambers ging in neue Geschäftsbereiche wie Video-Streaming, Cloud-Dienste und die Vernetzung von Technik im „Internet der Dinge“. Cisco übernahm in seiner Amtszeit 168 Firmen. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs von 4000 auf zuletzt über 70 000 – allerdings griff Chambers jüngst auch zum Stellenabbau.
Zuletzt bekam der US-Konzern aber auch immer stärkere Konkurrenz unter anderem von aggressiv auftretenden chinesischen Anbietern wie Huawei. Zudem wurde Cisco auch in den Strudel des NSA-Skandals hineingezogen: Aus Unterlagen des Informanten Edward Snowden ging hervor, dass der US-Geheimdienst Netzwerk-Technik des Konzerns beim Versand an Kunden im Visier gehabt habe. Cisco kritisierte ein solches Vorgehen scharf und betonte, man arbeite nicht mit Regierungen zusammen. Die Enthüllungen belasteten aber zeitweise das Geschäft unter anderem in China.
Die Cisco-Aktie reagierte im frühen US-Handel mit einem kleinen Plus von 0,5 Prozent auf die Ankündigung. Das Unternehmen war zuletzt gut 149 Milliarden Dollar wert. Auf dem Höhepunkt der Internet-Blase zur Jahrhundertwende war Cisco einst über 500 Milliarden Dollar wert gewesen.
Die Suche nach einem neuen Chef habe mehr als ein Jahr gedauert, sagte Chambers. Robbins habe sich gegen interne und externe Kandidanten durchgesetzt.
Robbins sagte, er wolle zunächst die Bereiche festlegen, in denen sich Cisco schneller bewegen müsse. Er machte zugleich deutlich, dass das „Internet der Dinge“ für ihn im Fokus stehen werde: „Das wird vielfach größer sein, als alles was wir bisher sahen.“ Cisco wolle für Kunden unter anderem Daten aus dem Netzwerk auswerten. Das würde den Konzern stärker zum Wettbewerber des IT-Giganten IBM machen. [dpa/fm]
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