Der Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, Christian Nienhaus, hat in einem medialen Rundumschlag schwere Vorwürfe gegen den WDR und den Umgang der ARD-Anstalt mit Politikern und Gebührengeldern erhoben.
In einem Interview mit der konkurrierenden „FAZ“ (Freitagsausgabe) behauptete Nienhaus, Politiker in Nordrhein-Westfalen sähen sich durch den Westdeutschen Rundfunk unter Druck gesetzt. „Sie haben Recht, aber ich lege mich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr an“ hätten ihm führende Volksvertreter unter vier Augen gesagt. Im NRW-Landtag sei Abgeordneten angedroht worden, wenn sie gegen die Mediengebühr stimmten, werde das Folgen in der WDR-Berichterstattung haben, so der WAZ-Manager.
Auch sonst ließ er kein gutes Haar am früheren Kooperationspartner. Der WDR habe für die „WAZ“-Website „immer nur veraltete Beiträge zur Verfügung gestellt“. Diese seien kaum geklickt worden. Ziel der Zusammenarbeit im Onlinebereich sei offenbar lediglich gewesen, die Verleger ruhigzustellen. Mit den Millionen des Staatsrundfunks könne sein eigener Online-Auftritt nicht konkurrieren, echauffierte sich Nienhaus.
Aus diesem Grund sieht der Zeitungsmanager auch die im Juni angekündigte Klage sieben großer Verlage gegen die „Tagesschau“-App der ARD als gerechtfertigt an. Man könne nicht ein Sportportal kostenpflichtig machen, wenn in der „Sportschau“ nicht nur alles gezeigt, sondern eben auch beschrieben werde, so der WAZ-Mann. Im Internet bewege sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in einem Bereich, „den wir bespielen müssen, um zu bestehen“. Wenn ARD und ZDF einfach nur Videos bereitstellen würden, könne man damit leben. „Aber was die alles machen: Partnerschaftsportale, Jugendseiten, alles Mögliche!“
Der Klageweg ist dabei nach Einschätzung von Nienhaus die einzige Möglichkeit, um der öffentlich-rechtlichen Expansion im Internet Einhalt zu gebieten: „Es macht keinen Sinn mit den Intendanten zu verhandeln. Der Zug fährt bei denen nach der Methode: Freundlich verhandeln, aber gleichzeitig machen wir einfach stur weiter“. Alle Verleger hätten längst das Stadium der Ernüchterung erreicht.
Zu den Verlagen, die gegen die „Tagesschau“-App vor das Kölner Landgericht ziehen, gehört neben der von Nienhaus vertretenen WAZ-Gruppe auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Update 15.41 Uhr: Funktionsbezeichnung von Nienhaus nach Hinweis der WAZ-Unternehmenskommunikation berichtigt: Nienhaus ist nicht WAZ-Geschäftsführer, sondern Geschäftsführer der WAZ-Gruppe
[ar]
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