Der Pay-TV-Anbieter Sky Deutschland will im Ausschreibungsverfahren um die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga ab der Saison 2013/14 offenbar ein Wettbieten mit der Deutschen Telekom vermeiden. Vorstandschef Brian Sullivan bietet dem Telekommunikations-Riesen eine Partnerschaft an.
„Jeder, der an den Rechten interessiert ist, hat Optionen: Man kann sich wie wir selbst um die Rechte bewerben und das gleiche Risiko tragen oder mit uns zusammen arbeiten“, erklärte Sullivan im Gespräch mit der „Financial Times Deutschland“ (Dienstagsausgabe). Entsprechend wolle man neben den bestehenden Kooperationen mit Kabelunternehmen auch IPTV-Anbietern die Sportangebote von Sky zur Vermarktung anbieten.
„Gemeinsam mit Sky können sie alle unsere Inhalte vermarkten, und wir reden hier nicht nur über die Bundesliga“, sagte Sullivan mit Blick auf die Telekom. „Sie bieten es ihren Kunden an und teilen sich mit uns die Einnahmen. Das ist ein verdammt gutes Geschäftsmodell für sie“, findet der Lenker des führenden deutschen Pay-TV-Unternehmens.
Sky hatte in der Vergangenheit seine Kanäle bereits über die IPTV-Plattform Entertain der Deutschen Telekom verbreitet, am 25. September 2009 aber die Zuführung ersatzlos eingestellt. Hintergrund waren Auseinandersetzungen um eine Werbeaktion der Telekom, in der die eigene Bundesliga-Plattform „Liga total!“ mit dem Slogan „Liebe Premiere-Kunden, gehen Sie bloß nicht in die Verlängerung“ beworben worden war, was der Bezahlanbieter als geschäftsschädigend einstufte. Ohnehin galt die Kooperation aufgrund der von beiden Partnern betriebenen Bundesliga-Angebote in Branchenkreisen als vergiftet.
Nach Informationen der „Financial Times“ hatten Sky und Telekom nach jahrelanger Funkstille in den vergangenen Wochen wieder an den Verhandlungstisch zurückgefunden und über die Verbreitung von Sky-Angeboten bei Entertain verhandelt. Im Zuge des Ausschreibungsverfahrens um die Bundesliga-Übertragungsrechte, bei denen beiden Parteien Interesse sowohl an den Mobilfunk- und Internetübertragungsrechten als auch an den klassischen Broadcasting-Paketen nachgesagt werden, würden die Gespräche derzeit aber ruhen.
Für Sky wäre der Schulterschluss mit der Telekom doppelt nutzbringend. Zum einen könnte vermieden werden, dass sich die Lizenzkosten für die derzeit jährlich durchschnittlich 250 Millionen Euro teuren Bundesliga-Rechte durch ein Gefecht zwischen beiden Bietern weiter hochschaukeln. Zum anderen könnte sich der Anbieter den Zugang zu derzeit rund 150 000 Abonnenten der Telekom-Bundesliga-Plattform „Liga total!“ und rund 1,5 Millionen IPTV-Abonnenten des Konzerns erschließen. Die Telekom überweist für die Internetrechte aktuell rund 25 Millionen jährlich an den Ligaverband DFL.
„Wenn man als Full-Service-Anbieter nur ein Produkt hat, kann es so stark sein wie die Bundesliga, das Geschäftsmodell wird nicht funktionieren“, drängte Sullivan den Konkurrenten zu einer Zusammenarbeit. Pay-TV könne nur erfolgreich sein, wenn man alle Mitglieder eines Haushalts bediene – und das seien in der Regel eben nicht nur Fußballfans. Diesbezüglich sei das Sportangebot der Telekom mit Fußball als einzigem Zugpferd zu klein.
Mit dem Telekom-Konkurrenten Vodafone konnte sich Sky bislang ebenfalls nicht auf eine Zusammenarbeit verständigen. Die Set-Top-Box für dessen IPTV-Plattform Vodafone TV erfüllt zwar die technischen Voraussetzungen für die Entschlüsselung von Sky-Inhalten, interessiert sich aber lediglich für die Sportinhalte. Sky wiederum möchte sich auf ein solches Rosinenpicken nicht einlassen und sein Angebot lediglich komplett an Vodafone-Kunden vermarkten.
Die Ausschreibung der Medienrechte für die erste und zweite Fußball-Bundesliga hat Anfang Februar begonnen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Die DFL hat in Aussicht gestellt, bis Ende April eine Entscheidung zu treffen, wie die 19 angebotenen Rechtepakete für die Spielzeiten zwischen 2013/14 und 2016/17 auf die 15 zugelassenen Bewerber verteilt werden.
Für die Telekom dürften die Signale aus München durchaus gelegen kommen, denn den Bonnern weht der Wind aus einer anderen Richtung scharf ins Gesicht. Die zuständige Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) hatte Anfang Februar Zweifel an der Legalität des Telekom-Angebots „Liga total!“ geäußert, sollte der Bonner Konzern wie geplant auch die Bundesliga-Rechte für klassisches Bezahlfernsehen über Satellit und Kabel erwerben und damit den Adressatenkreis der Übertragungen deutlich erweitern. [ar]
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