Der britische Pay-TV-Riese BSkyB stößt allmählich an seine Wachstumsgrenzen. Im zweiten Halbjahr 2011 konnte der Betreiber der Satelliten-Bezahlplattform Sky Digital lediglich 100 000 neue Abonnenten gewinnen. Trotzdem kletterten Umsatz und Gewinne deutlich. Eine „Sky Go“-Variante ohne Abozwang soll 2012 für Wachstum sorgen.
Wie die British Sky Broadcasting Group am Dienstagmorgen mitteilte, kletterte der bereinigte Umsatz im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2011/12 (30. Juni) gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 6 Prozent auf einen neuen Höchststand von 3,364 Milliarden Pfund (ca. 4,01 Milliarden Euro). Den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) konnte das Unternehmen aus dem News-Corp-Imperium von Medienmogul Rupert Murdoch um 14 Prozent auf 772 Millionen Pfund steigern. Das Betriebsergebnis kletterte zwischen Juli und Dezember von 520 auf 601 Millionen Pfund und lag damit um 16 Prozent über dem Vorjahresergebnis.
Insgesamt verwies BSkyB zum Stichtag 31. Dezember 2011 auf 26,83 Millionen Kundenverträge, die sich auf 10,47 Millionen Einzelkunden verteilen. Zum Jahresende 2010 hatte das Unternehmen 10,15 Millionen Kunden mit 23,79 Millionen Produkten unter Kontrakt.
Den größten Anteil stellten die klassischen Digital-TV-Kunden, die 10,253 (II/2010: 10,096) Millionen ausmachten. 4,063 Millionen von ihnen haben die mittlerweile über 50 HD-Kanäle auf Sky Digital gebucht – eine Quote von fast 40 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 3,497 Millionen gewesen.
Gut lief das Geschäft auch auf dem Triple-Play-Sektor. 29 Prozent decken die komplette Palette von Digital-TV über Internet bis hin zur Festnetz-Telefonie über die Produktangebote von BSkyB ab. 3,651 (3,006) Millionen Haushalte surfen über den Anbieter im Internet, die Zahl der Telefoniekunden explodierte dank aggressiver Preisgestaltung bei Kombitarifen binnen 12 Monaten von 2,757 auf 3,407 Millionen. Im Durchschnitt hat jeder einzelne Sky-Kunde 2,6 Produkte auf seinen Account gebucht. Auch hier gab es eine Steigerung gegenüber 2010 (2,3).
Die Kündigungsquote („churn“) stieg bei BSky geringfügig von 9,5 auf 9,6 Prozent – für die Pay-TV-Branche immer noch ein akzeptabler Wert. Der jährliche Durchschnittsumsatz pro Kunde (ARPU) verbesserte sich leicht von 536 auf 544 Pfund. Damit spült rechnerisch jeder Vertrag etwas mehr als 45 Pfund im Monat in die Kassen des Unternehmens.
BSkyB-Vorstandchef Jeremy Darroch sprach von einer starken ersten Jahreshälfte und einem konsequenten Eingehen auf Kundenbedürfnisse durch technische Innovationen wie das mobile Streamingangebot Sky Go. Man gehe allerdings für 2012 von einem schwierigen Jahr aus, kommentierte er mit Blick auf das gebremste Wachstum in den Schlussquartalen. Durch mehr Eigenproduktionen, den im November angekündigten eigenen Formel-1-Kanal und weitere Innovationen im Programm wolle man trotzdem Neukunden gewinnen und Bestandskunden an die Plattform binden.
Darroch kündigte auf der Pressekonferenz zudem an, die 13 Millionen britischen Haushalte, die aktuell keine Produkte von Sky abonniert haben, über ein neues mobiles Entertainment-Angebot ansprechen zu wollen. Über PC, Laptop, Tablet-PCs, Smartphones, Spielekonsolen und Smart TVs soll im Laufe des Jahres auch Nichtkunden der Zugriff auf aktuelle Spielfilme per Einmalzahlung oder Monatspaket ermöglicht werden. Sport- und Unterhaltungsdienste würden folgen. Damit könne ohne größere Investitionen und Infrastrukturausbau neues Wachstum generiert werden, so der Manager.
Abseits des operativ gut gelaufenen Geschäfts hatte der Bezahlsender, der vom Medienunternehmer Rupert Murdoch kontrolliert wird, ein turbulentes Jahr. So musste Murdoch etwa das eigentlich geplante Übernahmeangebot für den Zukauf der restlichen 61 Prozent der BSkyB-Anteile für rund acht Milliarden Pfund wegen des Abhörskandals bei seiner Zeitung „News of the World“ zurückziehen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [ar]
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