Der britische Kinobetreiber Vue Entertainment, der nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Irland, Portugal und Taiwan Lichtspielhäusern betreibt, übernimmt die deutsche Cinemaxx-Kette und setzt damit seinen Expansionskurs auf dem europäischen Festland fort.
Die deutsche Kinokette Cinemaxx kommt unter britische Regie. Der Kinobetreiber Vue aus Großbritannien will den Hamburger Kinobetreiber für rund 174 Millionen Euro übernehmen. Je Aktie werden 6,45 Euro geboten. An der Börse stieg der Kurs des Papiers am Dienstag zeitweise um mehr als 40 Prozent auf über 6,30 Euro. Großaktionär Herbert Kloiber hat bereits zugegriffen und verkauft seinen knapp 85-prozentigen Anteil. Der Übernahme müssen die Kartellbehörden noch zustimmen.
Cinemaxx begrüßt den neuen Eigner grundsätzlich. „Wir sind sehr zuversichtlich, mit Vue eine gute Perspektive zu haben“, sagte ein Unternehmenssprecher. Cinemaxx betreibt in Deutschland 31 und in Dänemark 3 Kinocenter mit rund 75 000 Plätzen. 2011 kamen 16,3 Millionen Besucher in die mehr als 290 Kinosäle – allerdings ein Rückgang von 7,1 Prozent.
Vue Entertainment verfügt über 85 Kinos mit rund 800 Sälen in Großbritannien, Irland, Portugal und Taiwan. Seinen Umsatz gibt das Unternehmen mit 300 Millionen Pfund (rund 378 Mio Euro) an, bei Cinemaxx beträgt er knapp 200 Millionen. Gemeinsam kommen sie auf rund 5100 Mitarbeiter (Cinemaxx: 1800).
Kinobetreiber sind – neben dem Wetter – maßgeblich von der Qualität der angebotenen Filme abhängig – im ersten Quartal 2012 überzeugten weiterhin der Dauerbrenner aus Frankreich „Ziemlich beste Freunde“ und der deutsche Film „Türkisch für Anfänger“. Der Cinemaxx-Vorstand sieht in live übertragenen Opern-Aufführungen oder Konzerten Potenzial weiteres Wachstum. Nach einer Verluststrecke und Sanierungsphase kämpfte sich der Konzern 2009 unter Führung von Vorstandschef Christian Gisy wieder in die Gewinnzone zurück. Der Jahresüberschuss 2011 lag bei knapp 20 Millionen Euro.
Unter dem Dach der Briten wittert Mehrheitseigner Kloiber, der nach acht Jahren seine Anteile verkauft, wieder Morgenluft für das Hamburger Unternehmen. Schließlich habe der Vorstandschef in knapp fünf Jahren und in durchaus turbulenten Zeiten die Aktiengesellschaft zu einem profitablen und schuldenfreien Unternehmen gemacht, teilte der Filmrechthändler mit. „Heute kann Cinemaxx wieder gestärkt auf Expansionskurs gehen“.
Der Vorstandschef von Vue Entertainment, Tim Richards, sieht in den Cinemaxx-Multiplexkinos eine perfekte Ergänzung zur eigenen Marke. Die Expansion auf das europäische Festland sei Teil der Unternehmensstrategie seit Gründung 2003. „Wir sind fest davon überzeugt, dass die neue Gruppe die Zahl der Kinobesuche weiter steigern kann, indem sie ein herausragendes Kinoerlebnis bietet, das seinesgleichen sucht“, teilte Richards mit.
Sein Vorstoß dürfte von einer anderen Seite des britischen Commonwealth aufmerksam beobachtet worden sein: Der australische Freizeitkonzern Amalgameted Holdings (AHL) hatte mit seiner Greater Union 2003 die deutsche Kinokette CineStar (Lübeck) vollständig übernommen – für Cinemaxx der schärfste Konkurrent im Inland. [Almut Kipp/fm]
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