Wochenlang hat sich Jan Böhmermann in der Debatte um seine Schmähkritik gegen Erdogan kaum zu Wort gemeldet, nun wirft er der Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, diese habe ihn zum Tee-Häppchen für den türkischen Präsidenten gemacht.
Wochenlang stand Jan Böhmermann im Fokus der Öffentlichkeit, sein Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte sich zum Politikum entwickelt, dem ZDF-Satiriker droht nun eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes. Nachdem sich Böhmermann selbst dazu lange Zeit kaum zu Wort gemeldet und sogar eine mehrwöchige TV-Pause eingelegt hatte, meldet er sich nun zurück und übt heftig Kritik an der Kanzlerin, die sich in der Debatte sehr schnell eingeschaltet und Böhmermanns Gedicht als „bewusst verletzend“ bezeichnet hatte.
„Die Bundeskanzlerin darf nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit geht“, holt der 35-Jährige in einem Gespräch mit der „Zeit“ aus. „Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai WeiWei aus mir gemacht.“
In seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ vom 31. März hatte Böhmermann nach dem Wirbel um einen satirischen „extra 3“-Beitrag den Unterschied zwischen in Deutschland erlaubter Satire und verbotener Schmähkritik verdeutlichen wollen. Dabei war er Erdogan mit deutlichen unter der Gürtellinie abzielenden Worten angegangen. Die türkische Regierung hatte daraufhin ein Strafverlangen an die Bundesregierung gerichtet und sich dabei auf einen Paragrafen bezogen, der die Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter unter Strafe stellt. Nach mehrtägiger Beratung hatte Merkel dem Antrag schließlich stattgegeben, die Mainzer Staatsanwaltschaft hat nun eine Anhörung für den ZDF-Satiriker anberaumt. [kw]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com