Böhmermann: Erdogan-Anwalt will bis in die letzte Instanz

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Während der Skandal um das von Jan Böhmermann vorgetragene Schmähgedicht Bundeskanzlerin Angela Merkel unter Druck setzt, hat der Satiriker nun die nächste Ausgabe vom „Neo Magazin Royale“ abgesagt. Erdogans Anwalt will derweil bis in die letzte Instanz gegen ihn vorgehen.

Nicht nur, dass sich der satirische Beitrag zum Politikum entwickelt hat, auch auf die Sendung „Neo Magazin Royale“ wirkt sich die Schmähkritik aus: So wird die nächste Ausgabe der Satire-Sendung dem Skandal zum Opfer fallen. „Die Produktionsfirma btf GmbH und Jan Böhmermann haben entschieden, die für Donnerstag geplante nächste Ausgabe von ‚Neo Magazin Royale‘ nicht zu produzieren“, heißt es auf der Facebook-Seite der Produktionsfirma. Als Grund für diese Entscheidung wird die massive Berichterstattung und der damit verbundene Fokus auf die Sendung und den Moderator angeführt. Auch das ZDF sei in die Entscheidung involviert werden.

Moderator Jan Böhmermann, dem aufgrund der in der Sendung vorgetragenen Schmähkritik über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ein Strafverfahren droht, steht derweil unter Polizeischutz. „Ein Streifenwagen steht vor der Tür“, erklärte am Dienstag ein Polizeisprecher in Köln. In  Anbetracht der Lage hält die Behörde diese Sicherheitsvorkehrung für notwenig. „Man muss leider davon ausgehen, dass es gerade in diesem Konflikt mit diesem unglaublichen Hype den ein oder anderen Eiferer gibt, von dem möglicherweise Gefahren ausgehen“, wie der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der Deutschen Presse-Agentur gegenüber erklärte.
 
Weil er mit dem Schmähgedicht in seiner Satire-Sendung „Neo Magazin Royale“ den Unterschied zwischen erlaubter Satire und in Deutschland verbotener Schmähkritik verdeutlichen wollte, ermittelt die Staatsanwaltschaft Mainz nun gegen Böhmermann. Neben zahlreichen Anzeigen von Privatpersonen, deren Zahl sich inzwischen in dreistelliger Höhe bewegt, hat auch Erdogan selbst Strafantrag gegen Böhmermann gestellt und setzt damit Bundeskanzlerin Angela Merkel gehörig unter Druck, die nun darüber entscheiden muss, ob Erdogans Antrag stattgegeben wird. Damit wurde in Deutschland eine Debatte über die Stellung der Meinungs- und Pressefreiheit ausgelöst.
 
Der Anwalt des türkischen Staatsoberhauptes kündigte im deutschen Fernsehen an, alle Rechtsmittel gegen Böhmermann ausschöpfen zu wollen. Dabei wolle er bis in die letzte Instanz gehen: „Wenn ich das Mandat annehme, ziehe ich das auch durch“, wie Hubertus von Sprenger, Erdogans deutscher Anwalt am Dienstagabend im ZDF-„Heute journal“ sagte. „Der Präsident verspricht sich die Bestrafung des Betroffenen und verspricht sich auch, dass der in Zukunft das nicht wiederholt, was er gesagt hat, auf zivilrechtlicher Ebene.“ Neben der diplomatischen Note, in der die Türkei Deutschland zur Strafverfolgung Böhmermanns wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes auffordert, hat Erdogan selbst Strafantrag gegen den deutschen Satiriker gestellt. Von dem zivilrechtlichen Schritt erhofft sich von Sprenger  ein Strafe für Böhmermann, „die erforderlich ist, ihn auf den rechten Weg zurückzubringen, Satire zu machen und nicht mehr plumpe Beleidigungen“. [kw]

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80 Kommentare im Forum
  1. das war auch ein komisches Gespräch im ZDF. Der Anwalt hat ja kaum nen Satz sagen wollen oder können.
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