Lassen sich die Anteile der deutschen Medienhäuser am Meinungsmarkt messen und wenn ja, wie sehen diese aus? Mit dem neuen Medien-Vielfalts-Monitor will die Bayrische Landeszentrale für neue Medien (BLM) diese Fragen beantworten. Demnach hat die ARD die größte Meinungsmacht, gefolgt von anderen Medienhäusern, die vornehmlich im Fernseh-Bereich tätig sind.
Die Bayrische Landesanstalt für neue Medien (BLM) hat am Mittwoch ihren neuen Medien-Vielfalts-Monitor vorgestellt. Dieser soll das Gewicht einzelner Medien auf dem deutschen Meinungsmarkt anzeigen. Laut BLM basiert der Monitor auf den stetig durchgeführten Reichweitenstudien der Arbeitsgemeinschaft Media Analyse sowie einer Studie zum Meinungsbildungsgewicht der Mediengattungen, die im Auftrag der Landeszentrale von TNS Infratest durchgeführt wurde. Der Medien-Vielfalts-Monitor betrachtet den Meinungsmarkt dabei zum einen gesamtheitlich und zum anderen aufgeteilt in die einzelnen Gattungen Fernsehen, Radio, Internet, Tageszeitungen und Zeitschriften.ARD und Bertelsmann dominant
Auf Basis der aus diesen Studien zu Grunde liegenden Daten wird der Meinungsmarkt in Deutschland von fünf Medienkonzernen geprägt, die zirka zwei Drittel der Marktanteile auf sich vereinen können. Den größten Anteil kann demnach mit 22,2 Prozent die ARD für sich verbuchen. Überdurchschnittlich groß ist der Meinungsmarktanteil der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten dabei im Bereich Fernsehen mit 28,1 Prozent. Noch deutlich darüber liegt der Anteil allerdings mit 54,2 Prozent im Bereich Radio. Im Internet hingegen kommt die ARD lediglich auf 6,9 Prozent, während sie in den Printmedien-Bereichen naturgemäß gar keine Rolle spielt.
Den zweithöchsten Marktanteil auf dem deutschen Meinungsmarkt kann laut Monitor mit 14,2 Prozent das Medienhaus Bertelsmann für sich verbuchen. Dabei liegt Bertelsmann, zu dem unter anderem die RTL Group gehört, im Bereich Fernsehen mit einem Anteil von 25,3 Prozent nicht weit von der ARD entfernt. Im Bereich Radio kommt der Konzern jedoch nur auf 8,7 Prozent, während der Marktanteil im Internet mit 10,2 Prozent etwas höher liegt, als bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Auch in den Bereichen Tageszeitungen und Zeitschriften kann Bertelsmann Marktanteile von 2,1 Prozent beziehungsweise 14,3 Prozent auf sich vereinen. ProSiebenSat.1 und ZDF ebenfalls unter den Top 5
Sogar vor Springer platziert sich mit ProSiebenSat.1 ein weiterer Konzern auf dem dritten Platz, der ebenfalls stark im TV-Bereich vertreten ist. Das Medienunternehmen kommt auf einen Gesamt-Marktanteil von 8,9 Prozent. Im Bereich Fernsehen liegt dieser bei 20,3 Prozent, ansonsten spielt ProSiebenSat.1 nur noch in der Gattung Internet mit 4,6 Prozent Anteil am deutschen Meinungsmarkt eine Rolle.
Hinter Springer, dass auf einen Gesamtmarktanteil von 8,4 Prozent auf sich vereint, platziert sich mit dem ZDF der vierte große Rundfunkveranstalter des Landes auf Platz Fünf. Während der Meinungsmarktanteil des zweiten öffentlich-rechtlichen Rundfunks bezogen auf alle Gattungen bei nur 7,5 Prozent liegt, so rangiert dieser im Bereich Fernsehen bei 18,1 Prozent. Damit wird klar, dass insbesondere die Gattung Fernsehen von vier Unternehmen beherrscht wird, die laut Medien-Vielfalts-Monitor der BLM zusammen eine Meinungsmacht von 81,8 Prozent auf sich vereinen.
BLM-Präsident Siegfried Schneider regte auf den Medientagen München (24. bis 26. Oktober 2012) dazu an, den Medien-Vielfalts-Monitor in Zukunft als sachgerechte Basis für die Messung und Regelung von Medienkonzentration zu nutzen. Auch sei es sinnvoll eine medienpolitische Diskussion über die Grenzen von Meinungsmacht der Medienkonzerne zu führen. Um für ihren Monitor eine breite gesellschaftliche Akzeptanz zu erzielen, will die BLM die methodischen Erhebungsgrundlagen einem Evaluationsprozess unterziehen und fordert alle Beteiligten auf, am weiteren Entwicklungsprozess mitzuwirken. [ps]
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