Nachdem bereits in den vergangenen Tagen über den Abgang von Andreas Bartl, Vorstand TV Deutschland von ProSiebenSat.1 Media, berichtet wurde, ist es nun offiziell: Der Medienspezialist wird das Unternehmen am 1. März auf eigenen Wunsch verlassen.
Bartl wolle sich zukünftig als Medienunternehmer selbstständig machen, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Senderverbunds. Sein neues Unternehmen Bartl Media soll zum einen neue TV-Sender, zum anderen neue Fernsehformate entwickeln sowie künstlerische Talente fördern, hieß es weiter. In seiner neuen Funktion werde Bartl auch weiterhin für den Medienkonzern ProSiebenSat.1 als Berater fungieren.
Der Konzern bestätigte zudem, dass Thomas Ebeling, CEO der ProSiebenSat.1-Gruppe, zunächst die Aufgaben von Bartl übernehmen werde. Den Vorsitz der Geschäftsführung von ProSiebenSat.1 TV Deutschland soll interimsweise der amtierende ProSieben-Geschäftsführer Jürgen Hörner ausüben.
Bartl wolle sich nach 20 „spannenden“ Jahren bei dem Medienkonzern neuen Herausforderungen stellen, erklärte er in der Mitteilung. „Es war eine tolle Zeit, in der ich mit vielen großartigen Fernsehmachern und Künstlern zusammenarbeiten konnte“, betonte Bartl. „Ohne sie und mein Team wären all die Erfolge nicht möglich gewesen“.
Nach Aussage von Thomas Ebeling habe Bartl wie kaum ein anderer das Profil der Senderfamilie geprägt. In Bezug auf das neu gegründete Unternehmen seines scheidenden Mitarbeiters sagte Ebeling: „Er wird auch hier durch seine Kreativität, sein besonnenes Urteil und seine tiefe Menschenkenntnis Erfolg haben“.
Seit 1990 ist Bartl an Bord der Senderfamilie , 2008 wurde er Vorstand. In der Zwischenzeit war er unter anderem fünf Jahre lang Senderchef von Kabel Eins und für den Einkauf der quotentechnisch erfolgreichen US-Serien „Cold Case“ und „Without A Trace“ verantwortlich. Für ProSieben holte er die Formate „Schlag den Raab“ und „Germany’s Next Topmodel“ sowie die Comedy-Show „Switch Reloaded“ ins Programm.
Zwischen Januar 2010 und Oktober vergangenen Jahres war er in der Personalunion auch Chef von Sat.1 und verordnete dem Sorgenkind eine Rückkehr zu den Wurzeln des Programms. Dem Sender sei in den vergangenen Jahren „ein bissl der Glanz abhandengekommen“, hatte Bartl bei der Vorstellung seiner Pläne im April 2010 gesagt.
In den vergangen Tagenhatte Medien darüber berichtet, dass Bartl auch aufgrund derschwächelnden TV-Quoten von Sat.1 intern zunehmend unter Druck geraten sei und seinen Posten bei der Sendergruppe niederlegen wolle. Sat.1war im Januar trotz der erfolgreichen Talentshow „The Voice Of Germany“ erstmals seit Sendestart in den einstelligen Marktanteilsbereich abgerutscht und hatte im Gesamtpublikum ab drei Jahren im Monatsschnitt lediglich eine Sehbeteiligung von 9,9 Prozent erreicht.
In seiner Zeit wollte Bartl den Marktanteil des Senders kräftig nach oben schrauben und mindestens auf das Niveau von 2005 bringen. „Das war ein Jahr, wo Sat.1 ohne Sehhilfe die Rücklichter von RTL erkennen konnte“, sagte Bartl damals. Doch davon ist Sat.1 nach dem schwachen Jahresstart allerdings weiter entfernt denn je. Bartl setzte neben Eigenproduktionen auf hochwertige Serien. Mit Formaten wie „Danni Lowinski“ oder dem Mittelalterepos „Die Wanderhure“ gelangen beeindruckende Achtungserfolge, doch viel geholfen hat es nicht. Der Jahresstart lief wenig erfreulich, die Programmexperimente wie „Wolff – Zurück im Revier“ verfehlten ihre Wirkung. Auch ProSieben verlor.
Update: 23. Februar, 15.25 Uhr: Weitere Informationen zu Sat.1-Quotentief[rh]
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