Europas größter Fernsehkonzern RTL Group will zwei belgische TV-Sender des Konkurrenten Pro Sieben Sat 1 übernehmen. Der Münchner Medienkonzern kann damit aus mehreren Angeboten beim geplanten Verkauf seiner Geschäfte in Belgien und den Niederlanden wählen.
Branchenkreise bestätigten am Dienstag Angaben der Nachrichtenagentur Dow Jones, wonach die RTL Group ein Gebot für die flämisch-sprachigen Sender VT 4 und VijfTV abgegeben hat. Weder die RTL Group noch ProSiebenSat1 wollten den Bericht kommentieren.
Zum Ende der Gebotsfrist für das Benelux-Geschäft hatte bereits das finnische Medienunternehmen Sanoma am vergangenen Wochenende erklärt, für die Sender der früheren SBS-Gruppe in der Benelux-Region zu bieten – allerdings für das gesamte TV- und Printgeschäft der Münchner in Belgien und den Niederlanden (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Berichten zufolge ist der niederländische Medienmacher und „Big-Brother“-Erfinder John de Mol dabei Partner. In Branchenkreisen gelten die Finnen und de Mol als gute Kandidaten, auch weil sie die Sender als Paket kaufen wollen.
Den Wert der beiden belgischen Sender taxieren Branchenkenner auf rund 150 Millionen Euro. Die RTL Group – auf dem deutschen Markt mit RTL, Super RTL, Vox, RTL 2 und N-TV vertreten – könnte mit dem Deal in Flandern einen weißen Fleck in den Benelux-Staaten ausfüllen. Pro Sieben Sat 1 prüft seit einiger Zeit den Verkauf seiner Sender in Belgien, den Niederlanden und Skandinavien.
Neben RTL und Sanoma könnte es noch weitere Bieter geben. In den Niederlanden stehen die Sender SBS 6, Net 5 und Veronica TV sowie die Zeitschriften „Totaal TV Magazine“ und „Veronica Magazin“ zum Verkauf. Zur Höhe der bisherigen Gebote wurden keine Angaben gemacht.
Pro Sieben Sat 1 – von den Finanzinvestoren KKR und Permira kontrolliert – hatte 2007 die Senderkette SBS übernommen. Die Frist für die Gebotsabgabe für die skandinavischen Sender endet dem Vernehmen nach an diesem Freitag. Branchenkreisen zufolge könnte eine Entscheidung danach relativ schnell fallen.
Pro Sieben Sat 1-Chef Thomas Ebeling hatte zuletzt angekündigt, alle strategischen Möglichkeiten für die Geschäfte in den Niederlanden, Belgien und Nordeuropa ergebnisoffen zu prüfen. Er erwartete jüngst eine Entscheidung noch im zweiten Quartal 2011. Über einen Verkauf der Sender wird seit längerem spekuliert (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [dpa/ar]
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