Der frisch gekürte ZDF-Intendant Thomas Bellut betrachtet es für seine bevorstehende Amtszeit als „gewaltigste Aufgabe der nächsten Jahre“, das Publikum des öffentlich-rechtlichen Senders zu verjüngen.
Er wolle nicht nur ZDFneo „zu dauerhaftem Erfolg führen“, sondern auch „andere Wege finden, junge Zuschauer anzusprechen“, sagte Bellut in seinem ersten Interview als künftiger Erster im Zweiten dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Montag). Sein Ziel sei es, dass das ZDF „keine jungen Zuschauer mehr verliert. Und bei unseren anderen Angeboten will ich einen Zuwachs an jüngeren Zuschauern um zehn Prozent“.
Neue Sender müssten dazu allerdings nicht mehr gegründet werden. „Die Grenzen der Ausdehnung sind definitiv erreicht“, stellte Bellut klar und erteilte damit zugleich eine klare Absage an Planspiele der ARD, sich gemeinsam mit der Gründung eines neuen Jugendkanals auseinanderzusetzen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Selbst dass sich sein Sender von einem bereits bestehenden Kanal wieder verabschieden werde, könne er „nicht ausschließen“, so Bellut, der zugleich den Erwerb der Fußball-Champions-League verteidigte: „Sport gehört zum Programmauftrag.“ Den TV-Marktführer RTL empfindet Bellut indes nicht als Vorbild: „RTL transportiert ein fragwürdiges Menschenbild. Ein Hauptelement des Programms ist dort, dass sich Menschen demütigen lassen“, so Bellut gegenüber dem „Spiegel“. „Sie werden es aber nicht erleben, dass im ZDF singende Jugendliche gedisst werden.“
Zur Nachfolge von Thomas Gottschalk sagte Bellut: „Richtig ist, dass ich zurzeit mit zwei Moderatoren Gespräche führe“. Ob es sich bei einem von beiden um Hape Kerkeling handelt, dessen Beliebtheit der ZDF-Funktionär als „gigantisch“ bezeichnete und hinzufügte: „Wir verstehen uns gut“, ließ er offen. Auch Jörg Pilawa gehöre „zur Top-Riege unserer Moderatoren. Ich würde ihn bei so einer Frage nie übergehen“, so Bellut.
Im ersten Halbjahr 2012 sei mit der Rückkehr von „Wetten, dass..?“ im übrigen nicht zu rechnen. Dem Format stünden größere konzeptuelle Umbauarbeiten bevor: „Womöglich werden wir künftig weniger internationale Stars als Wettpaten einladen, sie sind oft austauschbar und kein tragendes Element“. Auf jeden Fall müssten die Gespräche anders organisiert werden, „die Bereitschaft der Gäste zu Spiel und Spaß muss wachsen“, so Bellut. „Da muss mehr kommen als das Auf-der-Couch-Sitzen und Ein-paar-Sätze-Sagen“. [ar]
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