Beispiellose Mitarbeiterproteste gegen Postenschachern beim ORF

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der ORF steht weiter im Kreuzfeuer von Mitarbeiterprotesten und Anschuldigungen des Postenschacherns. 1316 Mitarbeiter haben eine Petition gegen die Verpflichtung des 25-jährigen Niko Pelinka als Büroleiter des Generaldirektors unterzeichnet und kündigen weitere Proteste an.

Nach der angeblich parteipolitisch motivierten Vergabe des hochrangigen Postens an den unerfahrenen 25-jährigen Niko Pelinka reißt die Kritik am ORF nicht ab. Über ein Drittel aller ORF-Mitarbeiter haben sich an der Protest-Unterschriftenaktion „Für einen unabhängigen ORF und gegen parteipolitische Postenbesetzungen“ beteiligt. 1126 davon sind hauptberufliche ORF-Journalisten (von etwa 1500), zudem finden sich die Namen von drei Viertel der Wahlberechtigten bei den ORF-Redakteurssprecherwahlen auf der Liste. Trotz Druck auf die Journalisten sowie urlaubs- und krankheitsbedingter Abwesenheit hätten bei diversen Redaktionen gar 100 Prozent der Kollegen unterschrieben, wie die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ am Mittwoch berichtete.

Der Unterschriftenaktion ist ein öffentlicher Eklat vorausgegangen als bekannt wurde, dass ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ohne offizielle Ausschreibung den hochrangigen Posten des Büroleiters an Niko Pelinka vergeben hatte (DIGITALFERNSEHEN.DE berichtete). Pelinka war zuvor Leiter des so genannten Freundeskreises der Regierungspartei SPÖ und hatte dort auch die Wiederwahl von Wrabetz organisiert. Dass Wrabetz nun wiederum Pelinka zu seinem Büroleiter ernannte, ist für einen großen Teil der ORF-Mitarbeiter sowie der österreichischen Öffentlichkeit ein klarer Fall von politischer Günstlingswirtschaft.
 
Erschwerend kommt hinzu, dass der gerade 25-jährige Pelinka keine journalistische Erfahrung hat und daher unklar ist, welche Qualifikationen er anderen Bewerbern tatsächlich voraus hätte. Zudem wude Wrabetz vom Redakteursrat des ORF Rechtsbruch vorgeworfen, da eine Bestellung ohne offene Ausschreibung des Postens gegen die Bestimmungen des ORF verstoße.
 
Erst nach der Bekanntgabe von Pelinka als Büroleiterin spe wurde eine Ausschreibung des Postens in der „Wiener Zeitung“veröffentlicht, woraufhin sich auch Pelinka nun formal beworben habe. Bis Ende der Bewerbungsfrist in der Nacht zu Mittwoch hatten sich über 100 weitere Bewerber gemeldet. In der Zwischenzeit wurde auch bekannt, dass Pelinka offenbar weiterhin in Kontakt mit dem „Freundeskreis“ der SPÖ stünde.
 
Die Redakteurssprecher des ORF hoffen nun, dass auch Generaldirektor Wrabetz die Unhaltbarkeit einer Verpflichtung von Pelinka erkennt, da sie die journalistische Unabhängigkeit des ORF massiv in Frage stelle. Mit etwa 580 Millionen Euro Rundfunkgebühren im Jahr könne sich der ORF momentan noch einen Fokus auf Qualitätsjournalismus leisten. Die Glaubwürdigkeit des Senders in der Öffentlichkeit wäre jedoch ernsthaft kompromitiert, würde Pelinka tatsächlich den Posten übernehmen. [sv]

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2 Kommentare im Forum
  1. AW: Beispiellose Mitarbeiterproteste gegen Postenschachern beim ORF Bravo!! Wenn nicht nur ein für die österreichische Identität sehr wichtiger Sender sondern auch unsere demokratische Grundordnung in Europa Zukunft haben soll braucht es solche Menschen mit Zivilcourage.
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