Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat die Einstellung mehrerer Digitalkanäle von ARD und ZDF vorgeschlagen. Auch den Alleingang des ZDF beim Nachrichtenangebot am Vormittag kritisierte er.
Es komme darauf an, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk „zeitgemäße, den finanziellen wie programmlichen Herausforderungen entsprechende Strukturen“ schaffe, sagte Beck dem Fachmagazin „Promedia“ (Januar-Ausgabe 2012). „Insofern könnte ich mir vorstellen, dass ARD und ZDF zunächst ihre Infokanäle aufgeben und Phoenix als gemeinsamen Ereignis- und Dokumentationskanal stärken.“
„Auch sehe ich keine Notwendigkeit, neben den hervorragenden Kultursendern Arte und 3sat zwei weitere öffentlich-rechtliche Kulturkanäle anzubieten“, erklärte Beck, der auch Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder ist. Derzeit betreiben ARD und ZDF jeweils drei Digitalkanäle. Neben den jeweils zwei Info- und Kulturprogrammen gibt es die beiden Kanäle ZDFneo und EinsPlus, die vor allem jüngeres Publikum ansprechen sollen.
Vor Beck kritisierte bereits der schleswig-holsteinische Staatskanzleichef und Mitglied der Rundfunkkommission der Länder, Arne Wulff die beiden öffentlich-rechtlichen Sender. Er forderte ARD und ZDF dazu auf, sich stärker auf ihre Hauptprogramme zu konzentrieren. Die digitalen Kanäle der Sendeanstalten halte er teilweise für überflüssig (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Im Interview mit „Promedia“ beurteilte Beck zudem die Aussichten für künftige Gebührenerhöhungen zurückhaltend. ARD und ZDF seien gefordert, künftig stärker Prioritäten zu setzen. „Das bedeutet auch, von der einen oder anderen Aktivität Abstand zu nehmen. Gleichzeitig sehe ich derzeit keinen beitragssteigernden Spielraum für neue inhaltliche Vorhaben.“ Außerdem müssten die Verwaltungs- und Produktionsapparate der Öffentlich-Rechtlichen rationalisiert werden. Derzeit gehen Experten davon aus, dass die Rundfunkgebühr von 17,98 Euro im Monat mindestens bis Ende 2014 stabil bleibt. Bis dahin soll auch geprüft werden, wie sich die Umstellung auf die neue Haushaltsabgabe im Jahr 2013 auswirkt.
Weitere Kritik äußerte Kurt Beck vor kurzem wegen des geplanten Alleingangs des ZDF am Vormittag. Dabei warnte er allerdings sowohl ARD als auch ZDF davor, sich gegenseitig immer weiter Konkurrenz zu machen. Hintergrund ist der Beschluss des ZDF, vormittags eigene Nachrichten zu produzieren und die traditionelle Zusammenarbeit mit der ARD zu beenden (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [dpa/su]
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