Der britische Fernsehsender BBC One strahlt am heutigen Montagabend eine kritische Reportage über das Verschlüsselungsunternehmen NDS aus. Die Anwälte von Medienmogul Rupert Murdoch, zu dessen Firmenimperium die Videoguard-Schmiede bis vor kurzem zählte, reagierten im Vorfeld nervös.
Die Redaktion von „BBC Panorama“ kündigte an, im Umfeld des Abhörskandals der zwischenzeitlich eingestellten britischen Tageszeitung „News of the World“ auch bei einem weiteren ehemaligen Murdoch-Tochterunternehmen auf Unregelmäßigkeiten gestoßen zu sein. In der um 21.30 Uhr deutscher Zeit ausgestrahlten Beitrag unter dem Titel „Murdoch’s TV Pirates“ soll dokumentiert werden, wie NDS unter Einschaltung früherer Polizeibeamter versucht habe, einen Mitbewerber zu schädigen.
In der Branche kursieren bereits seit Jahren Vorwürfe, wonach das Verschlüsselungsunternehmen gezielt versucht haben soll, Rivalen wie Canal Plus, Echostar, Nagra Kudelski und andere durch inszenierte Hackangriffe und andere Aktionen wirtschaftlich zu schädigen. Auf juristischem Wege war es allerdings nicht gelungen, NDS oder dessen Mitarbeitern ein Fehlverhalten nachzuweisen.
Die Anwaltskanzlei PSB Law ließ im Auftrag von Murdochs News Corporation am Wochenende in einem Rundschreiben an zahlreiche Tageszeitungen und Medienhäuser verlauten, es handele sich um „ernsthafte und diffamierende Anschuldigungen“. Man bitte, von einer Berichterstattung abzusehen, zumal das Unternehmen von der BBC nicht die Möglichkeit erhalten hätte, sich zu den Vorfällen zu äußern.
Eine Sprecherin der News Corporation sagte der britischen Tageszeitung „Telegraph“ (Wochenendausgabe), man habe gegenüber der Redaktion von „BBC Panorama“ wiederholt jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen. Der geschilderte Fall am Beispiel von Canal Plus sei durch ein Gericht in Kalifornien abgewiesen worden. Der Konkurrent sei auf Gerichtskosten in Höhe von 19 Millionen Dollar sitzengeblieben. Man bedauere, dass die BBC sich einer „fairen und ausgeglichenen“ Debatte zum Thema verweigere und offenbar gezielt Stimmung gegen den Medienkonzern mache.
Am 15. März war bekannt geworden, dass der Internet- und Routerspezialist Cisco die NDS Group für einen Kaufpreis von 5 Milliarden Dollar übernehmen wird (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Damit gehört das Unternehmen, das neben BSkyB unter anderem auch die deutschen Anbieter Sky, Kabel BW und Kabel Deutschland mit dem Signalschutz Videoguard verschlüsselt, künftig nicht länger zu Murdochs Firmenimperium.
2009 hatte sich das Unternehmen von der Börse verabschiedet. Rupert Murdochs News Corp. hielt zuletzt 49 Prozent und der Finanzinvestor Permira 51 Prozent der Anteile. Für Murdoch kommt die Ausstrahlung der BBC-Dokumentation zur Unzeit. Die Behörden prüfen dort Verstöße gegen Vorgaben des Department of Justice und der Securities & Exchange Commission. Insbesondere der Foreign Corrupt Practices Act ist dort im Visier der Fahnder. [ar]
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