Gegenstimme zur russischen Propaganda: Um die russischsprachige Bevölkerung des Baltikums mit einem pluralistischen Medienangebot versorgen zu können, sollen nun mit deutscher Hilfe neue TV-Sender gegründet werden, die diese Aufgabe übernehmen.
Erst Anfang April musste der einzige Fernsehsender der tatarischen Minderheit auf der Halbinsel Krim seine Ausstrahlung einstellen, da russische Behörden die Lizenz des Kanals nicht verlängert haben. Der Grund: kritische Berichte über die russische Annexion der Krim. Die Desinformationskampagnen des Kremls und die mediale Propaganda werden schon seit längerem von der Welt kritisch betrachtet. Erst Mitte März wurde in Brüssel beschlossen, verstärkt gegen die russische Kampagnen vorzugehen. Außenminister Steinmeier gab nun vergangenen Freitag bekannt, dass die baltischen Staaten beim Aufbau russischsprachiger Medien von Deutschland unterstützt werden.
Der Grund dafür ist, dass in Lettland nur etwa 35 Prozent, in Estland 27 Prozent und in Litauen nur etwa 6 Prozent der Bevölkerung russischsprachig ist. Diese Teile der jeweiligen Landesbevölkerung leben medial in einer Parallelgesellschaft, da die baltischen Fernsehanstalten nur in der Landessprache ihre Fernsehprogramme ausstrahlen. Die baltische Regierung hat daher die Befürchtung, dass es Russland gelingt, dieses Publikum über die Propaganda seiner staatlich kontrollierten Medien aufzuhetzen.
Als Gegenmaßnahme sollen mit deutscher Hilfe in den drei baltischen Staaten russischsprachige öffentlich-rechtliche TV-Sender gegründet werden. Kurzzeitig soll auch die Deutsche Welle russischsprachige Fernsehbeiträge liefern. Mit Stipendien des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes sollen weiterhin baltische Journalisten geschult werden, um das langfristige Ziel zu erreichen, der baltischen Bevölkerung mit selbstproduzierten Inhalten eine pluralistische Gegenöffentlichkeit zum Weltbild des Kremls zu zeigen. [id]
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