
New York – Der britische Spirituosenhersteller Diageo hat in dieser Woche die erste Folge einer eigens für seine Likörmarke Baileys kreierten TV-Show auf VH1 ausgestrahlt.
Damit wandert das Unternehmen in den USA in zweifacher Hinsicht auf einem schmalen Grat, berichtet das Wall Street Journal (WSJ). Mit der TV-Show „Baileys in Tune“ platziert der Konzern eine seiner Marken direkt im Programm des MTV-Schwestersenders und überschreitet die Grenzen zwischen Werbung und Programm. Die zweite Grenzüberschreitung regt in den USA jedoch mehr auf: Die schleichende Auflösung des langjährigen Konsenses, dass Spirituosenwerbung im Fernsehen nichts verloren hat.
„Baileys in Tune“ ist eine Lifestyle-Sendung, die sich mit den Inspirationen bekannter Musiker auseinandersetzt und einen kurzen Einblick in ihr Leben gewährt. Das Format richtet sich zwar an ein älteres Publikum und wird auch erst am späten Abend ausgestrahlt, dennoch ist Spirituosenwerbung im TV in den USA nicht gern gesehen. Diageo hat schon in den vergangenen Jahren die seit 1948 bestehende freiwillige Vereinbarung der US-Alkoholproduzenten, keine TV-Werbung für Spirituosen zu machen, torpediert.
In der Werbeflaute zeigten sich die US-Sender wesentlich aufgeschlossener für die Wünsche der Spirituosenhersteller. Inzwischen ist der Konsens längst obsolet, vor allem lokale TV-Stationen nutzen die zusätzliche Einnahmequelle. In den großen TV-Stationen ist aber Spirituosenwerbung nach wie vor ein Aufreger. So musste NBC die Werbungen von Diageo wegen Protesten wieder aus dem Programm nehmen. Nun versucht es Diageo mit einer eigenen TV-Show und überschreitet die nächste Grenze zwischen Werbung und Programm. (pte)[lf]
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