Wer eine gedruckte Zeitung kaufen möchte, geht zum Kiosk. Im Zeitalter der Apps sollen digitale Ausgaben im iKiosk erworben werden. Das jedenfalls hofft der Medienkonzern Axel Springer („Bild“, „Welt“), der auch sonst immer weniger Inhalte kostenlos abgeben will.
Der Medienkonzern Axel Springer will seine Inhalte im Internet verstärkt kostenpflichtig machen. Nach Bezahlangeboten für Apps auf Tablet-Computern und Smartphones wolle das Unternehmen nun auch mehr und mehr für Inhalte Geld verlangen, die Nutzer im Internet per Browser abrufen könnten, kündigte Vorstandschef Mathias Döpfner am Freitag in Berlin an. Den Anfang werde 2012 die Zeitung „Die Welt“ machen. Als Vorbild nannte Döpfner die „New York Times“, die Teile ihres Angebots hinter eine sogenannte Paywall stellt.
Gleichzeitig öffnet Europas größtes Zeitungshaus („Bild, „Die Welt“) seinen digitalen Medienshop für Tablecomputer iKiosk auch für Titel anderer Verlage. Mehr als 100 Zeitungs- und Zeitschriftentitel unterschiedlicher Verlage sind dort von diesem Montag an als E-Paper im Einzelkauf und im Abonnement zu finden. Neben Springer-Titeln wie „Die Welt“, „Bild“ oder „Hörzu“ sind unter anderem auch die digitalen Ausgaben folgender Medien mit dabei: „Die Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „taz“, „Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“, „Rheinische Post“ oder „Abendzeitung München“.
Damit tritt der Konzern in Konkurrenz zu anderen elektronischen Verkaufsplattformen wie etwa Pubbles (Bertelsmann), Pageplace (Deutschen Telekom) oder zu Apple. Döpfner erklärte: „Wir öffnen den iKiosk für die Zusammenarbeit mit anderen Verlagen, denn der Ausbau hin zu einer verlagsübergreifenden Vertriebsplattform ist für unsere Branche eine attraktive Möglichkeit, die Akzeptanz von Bezahlinhalten zu steigern.“
Döpfner warnte vor Pessimismus im Zusammenhang mit dem Internet. So habe Axel Springer erstmals in diesem Jahr weltweit mehr Werbung mit digitalen Aktivitäten verkauft als mit Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland. „Wir gewinnen mehr Werbeerlöse im digitalen Geschäft“. Insbesondere im nicht-journalistischen Bereich seien die Gewinnmargen sehr hoch.
Der Direktor für Premiuminhalte, Georg Konjovic, bezeichnete den iKiosk als das Angebot mit der vielfältigsten E-Paper-Auswahl auf dem iPad und betonte: „Wir sind auch für weitere Partner offen. Alle Anbieter von Zeitungen und Zeitschriften sind nach wie vor eingeladen, sich am iKiosk zu beteiligen.“ Der iKiosk ist auf Zeitungen und Zeitschriften im PDF-Format spezialisiert, er bietet keine E-Books und Spiele an. Der Einkauf soll kinderleicht funktionieren.
Von den Einnahmen auf dem Tabletcomputer können die Verlage laut Konjovic rund 60 Prozent für sich behalten. 30 Prozent bekommt Apple (da der iKiosk eine App für das iPad ist), zehn Prozent bleiben bei Springer. Für digitale Angebote außerhalb der Apple-Plattform, bei denen der US-Konzern nicht mitverdient, will Springer künftig rund 20 Prozent der Einnahmen behalten. Dann verblieben 80 Prozent bei den teilnehmenden Verlagen. Entsprechende Angebote sollen über das Online-Angebot www.ikiosk.de im kommenden Jahr zur Verfügung stehen. Danach ist auch ein Angebot für Plattformen mit dem Betriebssystem Android geplant.
Konjovic kündigte zudem an, dass sich Springer mit seinen Titeln nicht von anderen Kiosk-Angeboten wie etwa Pageplace zurückziehen werde. „Ebenso wie in der analogen Welt beliefern wir auch in der digitalen Welt alle relevanten und für uns wirtschaftlich sinnvollen Kiosk-Angebote“. [Rolf Westermann/ar]
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