Ausschuss kanzelt Murdoch als „ungeeignet“ ab

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Ein britischer Parlamentsausschuss sprach Rupert Murdoch am Dienstag die Eignung als Medienunternehmer ab. Der 81 Jahre alte Medienmogul, der auf der Insel einst zu seinem unvergleichlichen Siegeszug angesetzt und den Grundstein für sein weltweites Imperium gelegt hatte, ist dort nicht mehr gut gelitten.

Die Affäre um abgehörte Telefone und bestochene Polizisten, die Murdoch im Juli des Vorjahres zur Schließung seiner Skandalzeitung „News of the World“ gezwungen hatte, wirkt länger nach, als Murdoch lieb sein kann. Hunderte Millionen US-Dollar hat sie ihn und seine News Corporation schon gekostet, wie er kürzlich vor einem richterlich Ausschuss einräumte – vom Imageschaden ganz abgesehen. Auch die Polizei ermittelt mit drei Sonderkommission weiter.
Die britische Medienaufsicht Ofcom beschäftigt sich ebenfalls mit der Frage, ob Murdoch „geeignet“ ist, eine britische Fernsehlizenz zu halten. Die Entschließung des Parlamentsausschusses, die dem gebürtigen Australier die bewusste Täuschung des Parlamentes und die Verschleierung des Skandals vorwirft, könnte für die Aufseher zur Leitlinie werden.
Dann wäre Murdoch zum Verkauf zumindest eines Teils seiner 39,1 Prozent am Fernseh- und Telekommunikationskonzern BSkyB gezwungen – den weitaus größten Teil seiner britischen Aktivitäten. Die Zeitungsholding News International, in der „The Times“, „The Sun“ und „Sunday Times“ erscheinen, ist wirtschaftlich eher unbedeutend. Noch vor einem Jahr hatte Murdoch gehofft, die restlichen gut 60 Prozent an dem Unternehmen für gut 8 Milliarden Pfund zukaufen zu können. Bei der britischen Regierung um Premierminister David Cameron und seinem Medienminister Jeremy Hunt war er damit auf offene Ohren gestoßen. Sie winkten den wettbewerbsrechtlich umstrittenen Deal durch. Erst die Abhöraffäre stoppte ihn dann.

Die Affäre und die damit einhergehenden öffentlichen Untersuchungen brachten schließlich auch ans Licht, wie Murdoch über lange Zeit versucht hatte, politische Entscheidungen zu beeinflussen. Über Jahrzehnte gingen er und seine Leute bei allen Premierministern – von Margaret Thatcher über Tony Blair bis David Cameron – ein und aus. Sein Boulevardblatt „The Sun“ entschied Wahlkämpfe, wie er selbst stolz verkünden ließ.
Umso peinlicher sind die ständig neuen Schlagzeilen über Murdoch für die britische Politik. Jeremy Hunt, unter Cameron Minister für Kultur, Medien und Sport, muss um sein Amt kämpfen. Und die Labour-Opposition greift mittlerweile auch den Premierminister frontal an. Dass Cameron Hunt mit der Angelegenheit Murdoch betraut hatte, kurz bevor dieser den milliardenschweren Übernahmedeal bei BSkyB durchwinkte, schlachtet Labour-Chef Ed Miliband genüsslich aus.
Der Labour-Sprecher im Medienausschuss, Tom Watson, rief am Dienstag alle Premierminister und Schatzkanzler dazu auf, ihre E-Mail und SMS-Kontakte mit Murdoch und seinem Gefolge offenzulegen. Auf die Seite von Labour hat sich am Dienstag erstmals öffentlich auch der liberaldemokratische Koalitionspartner von Camerons Konservativen geschlagen. Der Regierungschef selbst blieb in der Deckung.

[Michael Donhauser]

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8 Kommentare im Forum
  1. AW: Ausschuss kanzelt Murdoch als "ungeeignet" ab Es hat keine Auswirkungen- weder hier noch in Deutschland
  2. AW: Ausschuss kanzelt Murdoch als "ungeeignet" ab Ob bei dem Urteil, er sei kein guter Medienunternehmer, sky Deutschland mit eingeflossen ist? Millionen in eine seit Jahrzehnten Verlust bringende Firma zu pumpen, wirkt wirklich nicht soooo schlau.
  3. AW: Ausschuss kanzelt Murdoch als "ungeeignet" ab Gab es in Deutschland nicht bis Mitte letzten Jahres auch einen derart "geeigneten" Medienunternehmer? Er häufte Milliardenschulden auf für seinen Traum Europas mächtigster Medienunternehmer werden zu können. Kontinuierlich vergrößerte dieser sein Imperium mit Hilfe immer neuer hoher Kredite, bis eines Tages ein Banker "die Notbremse zog" (auch wenn dessen Stil nicht "gentlemen-like" war). Und dieser Medienunternehmer, ein Busenfreund von Ex-Kanzler Kohl, wunderte sich darüber. Auch auf dem Bausektor gab es einen ähnlichen Fall. Auch sein immer weiter wachsendes Imperium war auf tönernen Füssen errichtet. Allen drei nicht namentlich Genannten ist eines gemein: sie täuschten ihre Geschäftspartner bzw. nutzten ihre Leichtgläubigkeit aus. Und gerade "führende Repräsentanten" sind empfänglich für diese Schmeicheleien und lassen sich vom Schein blenden - bis es vielleicht zu spät ist. So lange diese Unternehmer "erfolgreich" sind, wollen sich Politiker gerne in deren Erfolgen sonnen, um indirekt dadurch selber profitieren zu können. Als aber in allen drei Fällen das Kartenhaus zusammen brach (bzw. im Falle des Australiers zusammen zu brechen droht), wandten sich die Politiker "angewidert" ab, womöglich um nicht selber in den Strudel hineingezogen werden...
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