Es sollte eigentlich nur ein kurzer Abschied in die Sommerpause werden, doch dann ging plötzlich alles ganz schnell. Der Privatsender Sat.1 hat am Mittwochmittag die Absetzung der glücklosen Late-Night-Show mit Entertainer Harald Schmidt zum 3. Mai bestätigt.
Am 3. Mai geht „Die Harald Schmidt Show“ in die Sommerpause, kündigte Sat.1 am Mittwoch an. Soweit so gut. Eine Rückkehr von dieser Auszeit sieht der Sender aber nun doch nicht mehr vor. Wie der Sender bekannt gab, hätten sich Sat.1 und die Produktionsfirma Kogel & Schmidt am Dienstag „nach intensiven Gesprächen“ darauf verständigt, dass sich der 54-jährige Kabarettist am 2. Mai bei seinen Zuschauern nicht nur in die Ferien verabschiedet, sondern im Herbst mit dem Format nicht mehr auf den Bildschirm zurückkehrt.
„Die Sendungen waren gut, die Quoten waren es insgesamt noch nicht“, kommentierte der frühere Sat.1-Chef und Produzent der Sendung Fred Kogel fast schon resignativ. Eine tägliche Late-Night-Show brauche entsprechende Rahmenbedingungen und vor allem Zeit. „Wenn man darüber keine Einigung erzielen kann, hört man besser auf“ übte er unverhohlen an der mangelnden Geduld des Privatsenders.
„Harald Schmidt ist für mich persönlich Late Night der Extraklasse. Doch auch die Erhöhung der wöchentlichen Frequenz auf drei Ausgaben hat die Fangemeinde leider nicht ausreichend erweitern können“, sagte Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack. Er dankte Harald Schmidt und seinem gesamten Team herzlich für viele wunderbare Sendungen. Der Entertainer äußerte sich zur Absetzung nur knapp. In der Mitteilung war nur ein „Schade“ von ihm zu lesen.
Bei Bekanntwerden seiner Rückkehr zu Sat.1 hatte sich das noch ganz anders angehört: „Ablösefrei zum Champions-League-Sender – ein Traum! Jetzt will ich auch Kapitän werden!“, kommentierte Schmidt im September 2010 seinen Wechsel von der ARD. Dort hatte er sich zuvor zunächst allein und später im Tandem mit Sidekick Oliver Pocher ähnlich glücklos an der Wiederbelebung des Late-Night-Genres in Deutschland versucht. Bei Sat.1 waren die Marktanteile am Spätabend in der werberelevanten Zielgruppe zuletzt wiederholt unter die 3-Prozent-Marke abgerutscht.
Der damalige Sat.1-Geschäftsführer Andreas Bartl hatte ursprünglich nahezu euphorisch von einer „Rückkehr des Meisters“ gesprochen. Das Format sei zwischen 1995 und 2003 „über Jahre prägend“ für Sat.1 gewesen. Ironie des Schicksals: Nach dem Verlust der Champions-League-Rechte an das ZDF geht jetzt auch Late-Night-Kapitän Schmidt von Bord. Die dürre Pressemitteilung deutet auf wenig harmonische Umstände der Trennung hin.
1993 wurde Schmidts Produktionspartner Fred Kogel Unterhaltungschef und Leiter der Hauptredaktion Show beim öffentlich-rechtlichen ZDF. 1995 wechselte er als Programmgeschäftsführer zu Sat.1 und machte seinerzeit Schlagzeilen mit der Verpflichtung des Moderatorentrios Fritz Egner, Thomas Gottschalk und Harald Schmidt. Auch für ihn darf die Absetzung des Sat.1-Formats wohl als einer der größten Misserfolge seiner an Aufs und Abs nicht gerade armen Karriere gewertet werden. [su/ar]
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