Mit vereinten Kräften von Polizei und Industrie ist in Zypern ein Pay-TV-Pirat gefasst worden, der unter anderem BSkyB-Abos illegal angeboten hat. Der Festnahme ging eine monatelange Undercover-Aktion voraus, die vom Anti-Piraterie-Verband AEPOC und dessen Partnern veranlasst worden war.
Mit Hilfe von Spezialisten der AEPOC konnte die Polizei in der vergangenen Woche in Zypern einen 49-Jährigen Mann festnehmen, der einen gewerbsmäßigen Handel mitillegalen Freischalt-Codes für den griechischen Pay-TV-Anbieters Nova,der britischen Bezahlplattform Sky Digital und dem britischen Militärsender BFBS betrieben hatte. Das teilte der Verband am Dienstag mit. Der Zypriote habe bereits gestanden. Nach einem zweiten Verdächtigen wird derzeit noch gefahndet. Während der Festnahme wurden Server, Computer und technisches Equipment beschlagnahmt.
Der Mann wird beschuldigt, zwischen Oktober 2010 und Mai 2011 an insgesamt 1 400 Klienten in Zypern und Resteuropa illegale Pay-TV-Abos verkauft zu haben. Der schwunghafte Handel habe ihn nach ersten Erkenntnissenmindestens 100 000 Euro in die Kasse gespült. Für die rechtswidrig verkauften drei-, sechs-, und 12-monatigen Abos verlangte der Händler von seinen Kunden jeweils 55, 89 und 155 Euro.
Um den Kunden unerlaubten Zugriff auf die Bezahlsender zu ermöglichen, habe der Festgenommene gemeinsam mit dem zweiten Verdächtigen ein aus fünf Web-Servern bestehenden Netzwerk betrieben. Die notwendigen Schlüsseldateien zur Freischaltung der codierten Programme seien ständig aktualisiert an die netzwerkfähigen Receiver an die Hardware der Nutzer weitergeleitet worden. Die Codes wurden den Angaben zufolge über legale Smartcards ausgelesen. Der betriebene technische Aufwand mache den Fall zu einem der größten in der Geschichte der Pay-TV-Piraterie, konstatierte die AEPOC.
Die Polizei schloss in einer ersten Stellungnahme nicht aus, dass auch die Käufer der illegalen Abos mit Konsequenzen zu rechnen hätten. Die gesetzlichen Bestimmungen in den EU-Staaten untersagen den Nutzern, sich mit illegalen Mitteln, zum Beispiel besonderem technischen Equipment, kostenlos Zugang zum Angebot von Bezahlplattformen zu verschaffen.
Der Vizepräsident des Anti-Piraterie-Vereins Michael Barley betonte, dass jede Aktivität von Cyber-Piraten ihre Spuren hinterlasse. Neben den Internet-Seiten, über die illegale Angebote vertrieben werden, habe man über Logdateien der beschlagnahmten Server in der Regel auch Zugriff auf die IP-Adressen der Kunden. Mit einer engen Zusammenarbeit mit der Polizei sei es immer schneller möglich, die Kriminellen zu fassen. Dennoch halte er es für wichtig, dass die EU-Rechtslage weiter verbessert werde, um de Piraterie von Bild- und Tonmaterial zu verhindern.
Das Umgehen von Pay-TV-Verschlüsselungen stellt in Deutschland einenStraftatbestand dar und schädigt außerdem neben den Veranstalternletztlich auch die zahlenden Kunden der Bezahlplattformen, da derenFortbestand mit steigender Schwarzseher-Quote wirtschaftlich gefährdetist. [rh]
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