Nachdem die deutsche Mediengruppe ProSiebenSat.1 ankündigte, den österreichischen Fernsehsender ATV übernehmen zu wollen, sorgte der Intendant des öffentlich-rechtlichen ORF auf Twitter für Aufsehen, weil er die Übernahme als „Anschluss“ bezeichnete.
Misstöne begleiten die Expansion der deutschen ProSiebenSat.1-Gruppe in Österreichs Fernsehlandschaft. Der Gruppe gehört mit Puls 4 bereits ein Privatsender in der Alpenrepublik, nun planen die Münchener auch den Sender ATV zu kaufen. ORF-Intendant Alexander Wrabetz sprach angesichts der Entwicklung von einem „Anschluss“. Auf Twitter schrieb er: „ATV-Anschluss an deutschen P7-Konzern perfekt. Auflagen zum Schutz österreichischer Medien vor deutscher Marktmacht notwendig“. In Österreich ist der Begriff „Anschluss“ vor allem mit der Besetzung Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 verbunden.
Von einer „unglaublichen Wortwahl“ sprach Puls-4-Infochefin Corinna Milborn. „So ein Begriff von höchster Stelle des öffentl(ich)-rechtlichen Rundfunks. Ich finde das wirklich skandalös“, meinte Milborn via Twitter.
ATV-Eigentümer Herbert Kloiber hatte den Sender 2008 erworben und damit Verluste eingefahren. „Ich freue mich, dass wir für den Fortbestand des Unternehmens die optimale Lösung gefunden haben“, sagte Kloiber laut Pressemitteilung. Er hatte den Kauf von ATV einmal als seinen „größten Fehler“ bezeichnet.
Während der ORF bei den Marktanteilen trotz der geplanten Fusion unangefochten die Nummer eins bliebe, wären die Privatsender nun gemeinsam im Werbemarkt stärker.
Durch die geplante Integration und Sanierung wolle Puls 4 den Fortbestand von ATV langfristig sichern, hieß es. ATV ging 2003 auf Sendung, 2011 folgten ATV2 sowie 2016 ATVsmart.
ATV-Anschluss an deutschen P7-Konzern perfekt.Auflagen zum Schutz österreichischer Medien vor deutscher Marktmacht notwendig.BWB am Zug.
— Alexander Wrabetz (@wrabetz) 7. Februar 2017
[dpa/kw]
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