Die Öffentlich-Rechtlichen haben sich für die Olympischen Winterspiele in Sotschi viel vorgenommen. ARD und ZDF wollen nicht nur mehr Bilder als jemals zuvor von den Wettkämpfen zeigen, sondern auch besonders kritisch von den Rahmenbedingungen in Russland berichten.
In 59 Tagen ist es soweit: Dann beginnen die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi. Für ARD und ZDF beginnt dann ein straffer Zeitplan, denn die beiden Sender wollen in den zwei Wochen fast 740 Stunden aus Russland übertragen. Ein Großteil wird dabei wieder ins Internet auf Livestreams ausgelagert. Dabei sollen aber nicht nur die einzelnen Wettkämpfe gezeigt werden, sondern „auch die Kehrseiten der olympischen Medaillien“, wie die Öffentlich-Rechtlichen am Montag bei der Vorstellung ihres Olympia-Konzepts in München ankündigten. Man wolle so ausgiebig wie nie von den Winterspielen berichten und dabei eben auch besonders kritisch sein.
„Wir wollen den Sport nach allen Regeln der Kunst transportieren, aber wir wissen auch, es sind Putins Spiele“, erklärte dazu ZDF-Chefredakteur Peter Frey. So wolle man sich in einer kritischen Begleitberichterstattung auch den Fragen nach Menschenrechten, Homosexualität, Umweltskandalen, Korruption, Doping oder auch einer möglichen Überwachung der Athleten widmen. Auch die Frage nach einer Kostenexplosion soll gestellt werden, immerhin sind die Winterspiele von Sotschi mit Kosten von 50 Milliarden Euro, die in Wettkampfstädten und Infrastruktur investiert wurden, die teuersten ihrer Art.
Zudem forderte Frey, dass sich die übertragenden Sender nichts vormachen lassen dürften. „Natürlich kann man für 14 Tage auch einen Budenzauber anstellen, aber wie es in diesem Land wirklich aussieht und wie es danach aussieht – das werden wir im Blick behalten“, kündigte der Chefredakteur weiter an.
„Wird Sotschi ein sportliches Highlight oder ein völlig überzogenes Prestige-Projekt eines Wladimir Putin?“, wirft das ZDF in einer Pressemitteilung die Frage auf, auf die es letztlich erst im Februar eine Antwort geben kann. Für die Medien vor Ort sei die Berichterstattung auf jeden Fall eine Gradwanderung – eine Herausforderung, der sich ARD und ZDF stellen wollen, vor allem auch dann, wenn es um den Blick über den sportlichen Tellerrand hinaus geht.
Die eigenen Kosten wollen ARD und ZDF dagegen bei diesen Winterspielen möglichst gering halten. Man wolle man personelle und technische Synergien nutzen wo es geht, teilten die Sender in München mit. Dazu gehört auch das gemeinsam genutzte Studio, dass im Olympischen Park aufgebaut wird und aus dem die beiden Öffentlich-Rechtlichen Sender abwechselnd senden werden. Insgesamt soll die Berichterstattung weniger als 10 Millionen Euro pro Sender kosten. [fm]
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