Die Öffentlich-Rechtlichen werden in Zukunft einen eigenen Musikkanal betreiben – zumindest, wenn es nach der Musikindustrie geht. Vom Jugendkanal ist die Musikbranche hingegen wenig begeistert: Das Geld sei bei ARD und ZDF in einem TV-Sender für Musik besser investiert.
Die Musikindustrie fordert von den öffentlich-rechtlichen einen gebührenfinanzierten Musiksender. In der Montagsausgabe vom „Handelsblatt“ sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Musikindustrie, Dieter Gorny: „Wenn ARD und ZDF den weiteren Generationenabriss stoppen wollen, brauchen Sie mehr Musik mit spannenden Formaten, innovativ und bimedial. Kurzum: einen eigenen Musiksender.“ Aufgrund des Rundfunkstaatsvertrages seien ARD und ZDF zu Kultur und Bildung verpflichtet. Ein eigener Musikkanal wäre die Erfüllung dieses Auftrags „in idealer Weise“, fuhr er fort.
Gorny, der vor 20 Jahren den Musiksender Viva gründete und das Unternehmen später an die Börse brachte, hält den Aufwand für einen solchen Sender für überschaubar. So fehle es ARD und ZDF nicht an Programmmaterial: „Die Sender engagieren sich ja bereits heute im Pop-musikalischen Nachwuchsbereich und produzieren zahlreiche Musiksendungen, übertragen Konzerte von Hip-Hop bis zur Klassik“, stellte er fest.
Auch der finanzielle Aufwand wäre laut Gorny kein Problem. Experten hätten die Kosten für ein öffentlich-rechtliches Musikprogramm auf 30 Millionen Euro geschätzt. Die finanziellen Aufwendungen seien angesichts von 7,5 Milliarden Euro an Gebühreneinnahmen überschaubar, sagte er. Ein inhaltlich breit aufgestellter Jugendkanal, wie er derzeit bei den öffentlich-rechtlichen im Gespräch ist, sei laut Gorny keine gute Option: „Die Diskussion um einen Jugendkanal führt in die Irre. Was ARD und ZDF brauchen, ist ein musikalischer TV Sender mit Anspruch, zumal ehemals erfolgreiche Formate und Trendsetter wie MTV und Viva keinerlei mediale Relevanz mehr haben.“ Von einem neuen Musiksender aus den Rundfunkgebühren verspricht sich die Musikindustrie auch eine Stärkung der kreativen Szene in Deutschland. [hjv]
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