Der neue ARD-Vorsitzende unterstreicht: Ohne „Teuerungsausgleich“ werde es zu Einschnitten im Programm kommen. Außerdem sucht Ulrich Wilhelm die Nähe zu den Verlegern. Und das hat seinen Grund.
Ulrich Wilhelm, seit 1. Januar neuer ARD-Vorsitzender, setzt auf intensivere Zusammenarbeit mit den Verlagen und bringt als Idee die Gründung einer gemeinsamen digitalen Plattform ins Spiel. Unter der Dominanz der vorhandenen Suchmaschinen litten private Verlage und öffentlich-rechtliche Sender gleichermaßen. „Wir brauchen eine Plattform aller Qualitätsanbieter“, sagte der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) am Donnerstag in Berlin.
„Sobald es derzeit eine Algorithmusveränderung bei einer Suchmaschine gibt, führt dies bei uns zu Nachteilen. Wir brauchen eine gemeinsame Plattform auf nationaler oder sogar auf europäischer Ebene.“ Dieses Vorhaben setze einen Gesprächsprozess voraus, der geprägt sei vom „Miteinander, nicht vom Egoismus“. Wilhelm verhehlte nicht, dass der „technische Aufwand“ beträchtlich sein werde und das Kartellamt ein Wörtchen mitzureden habe.
Die ARD führt seit Jahren – auch auf gerichtlicher Ebene – einen Kampf mit den Verlegern um die Auftritte ihrer Sender im Netz. Es gebe in keinem europäischen Land derzeit einen Friedensschluss von Verlegern mit einem öffentlichen Sender, fügte Wilhelm an. Am Ende der Diskussionen müsse aber das „gemeinsame Interesse“ mehr ins Gewicht fallen als die Gegensätze, sagte der ARD-Vorsitzende.
Wilhelm unterstrich, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten von der nächsten Beitragsperiode an (ab 2021) nicht ohne einen „Teuerungsausgleich“ auskämen. Der betrage in etwa drei Milliarden Euro. Dies sei eine ungefähre Rechnung, da Entwicklungen wie Inflationsrate oder auch die Zahl offener Forderungen an säumige Zahler nicht genau vorherzusehen seien. Sollte den Öffentlich-Rechtlichen trotz aller Einsparmaßnahmen kein „Teuerungsausgleich“ gewährt werden, seien Einschnitte im Programm unvermeidbar. Gegenwärtig überweist der Beitragszahler monatlich 17,50 Euro an ARD, ZDF und Deutschlandradio.
Wilhelm regte auch Innovationen für die ARD-Programme an. Er kritisierte die „Krimiflut und Talk-Dominanz“ und sagte, dass die ARD vor allem einen Bedarf an „junger Serie“ habe, dass sie noch schneller auf „wichtige Themen“ reagieren müsse und „Thementage“ einführen sollte.
[dpa]
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