„Zwangsgebühren“ heißt es nur noch, sagt ARD-Moderatorin Anja Reschke. Mit der Diskussion um die Haushaltsabgabe sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk mehr denn je infrage gestellt geworden. Ein Symposium befasste sich mit seiner Legitimation.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland muss sich nach den Worten des ARD-Vorsitzenden Lutz Marmor immer wieder selbst auf den Prüfstand stellen. „Wir müssen uns in der Tat immer wieder neu fragen: Was ist der Kern unseres Auftrags?“, sagte Marmor am Mittwoch zu Beginn eines Symposiums der Historischen Kommission der ARD in Hamburg.
Der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant betonte, sein persönlicher Leitsatz sei: „Wir werden von allen bezahlt, und schon von daher müssen wir für alle etwas bieten. Allerdings werden unsere Angebote nie allen gefallen können, aber zumindest sollte in der Vielfalt des Angebots für jeden etwas dabei sein.“ Zwangsläufig hätten auch alle eine Meinung dazu, sagte Marmor. „Es gibt nicht nur Millionen Bundestrainer, es gibt auch Millionen Programmdirektoren.“
Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei „ein bisschen wie ein Spagat im Kopfstand“, meinte Marmor. „Ja, auch Lücken füllen, die der Markt lässt“, sagte er und nannte als Beispiel investigative Recherche und Kulturberichterstattung. „Aber wir müssen eben auch die Mehrheiten erreichen – nicht mit jeder einzelnen Sendung, aber insgesamt – weil wir eben nicht nur von Minderheiten finanziert werden“.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse sich radikal neu erfinden, twitterte die ARD selbst aus der Rede von Johanna Haberer, Leiterin der Abteilung Christliche Publizistik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Er müsse „interaktiv, userfreundlich und europäisch werden“ und dürfe nicht an Korrespondenten sparen.
Der Kommissionsvorsitzende Heinz Glässgen betonte: Auch den Verantwortlichen in den Rundfunkanstalten müsse man vielleicht immer wieder in Erinnerung rufen: „Ihr seid nicht aus eigener Befugnis da, eure Berechtigung liegt ausschließlich im Auftrag für diese Gesellschaft, für diese Demokratie, das Gemeinwohl.“
Die 1954 gegründete Kommission befasste sich auf dem von Anja Reschke („Panorama“) moderierten Symposium mit Aufgabe, Bedeutung und Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „In diesem Sinne ist das heute vielleicht auch unsere ganz persönliche therapeutische Sitzung auf der roten Couch“, sagte Marmor, „beim NDR vielleicht passender auf dem roten Sofa“. [dpa]
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