Der NDR-Programmdirektor Frank Beckmann will die „Temperatur“ im neuen ARD-Vorabend konstant halten. Der Zuschauer solle wissen, dass er spannende und humorvolle Unterhaltung zu sehen bekomme. Von Montag bis Mittwoch werde es künftig regionale Krimis geben und der Freitag Vorabend stehe im Zeichen einer Quizshow.
Dafür breche Beckmann, der für die Neugestaltung des Programms im Ersten von 18 bis 20 Uhrzustänig ist, mit seiner „Gemeinschaftsredaktion Vorabend“ die komplette Sendestruktur auf. In einem Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ verriet der NDR-Programmdirektor beispielsweise, dass es ab Herbst statt werktags durchgehende selbe Formate auf dem selben Sendeplatz unterschiedliche Schwerpunkte geben soll.
Einzig die Daily-Soap „Verbotene Liebe“ darf ihren Platz um 18 Uhr behalten und bekommt ab Juni die doppelte Sendezeit, inklusive „veränderter Dramaturgie und Bildsprache“. Im Anschluss um 18.50 Uhr sollen von Montag bis Mittwoch regionale Krimis nach dem Vorbild des „Großstadtreviers“ ausgestrahlt werden, freitags eine neue Quizshow – nur der Donnerstag ist noch nicht belegt.
Die regionalen Krimis, die ihr Publikum zum Schmunzeln bringen sollen, seien das Herzstück der Reform. Zwei neue Reihen gehen im Herbst auf Sendung.Dabei werden am Anfang nicht alle Serien erfolgreich sein können, betonte Beckmann. Genau diesen Spielraum brauche man aber, um herauszufinden, welche Programme am besten ankommen.
Es sei eine wichtige Frage, wie skurril und wie schräg die Geschichten im Vorabend sein dürfen, um von den Zuschauern angenommen zu werden. Es müsse herausgefunden werden, ob die Sendungen vor der „Tagesschau“ neben sehr leisem, sehr subtilen Humor, so wie bei „Mord mit Aussicht“, auch Ansätze zulassen, bei denen sich fast schon in Richtung Comedy denken lässt.
Ein Fakt sei mittlerweile, dass „Mord mit Aussicht“ im Vorabend wiederholt wird. Beckmann sagte, dass der Vorabend, der bisher als alleinstehende Programmierung konzepiert und so schwer aufzubrechen war, nicht mehr als Insel wahrgenommen werde, sondern sich stärker ins Gesamtkonstrukt des Ersten einfüge.
Für die Finanzierung zieht dieARD die Landessender mit ins Boot, die die Serien nach der Erstausstrahlung in ihren Dritten Programmen zeigen dürfen. Damit gleiche der Senderverbund aus, dass die fiktionalen Reihen deutlich teurer zu produzieren sind als Quizshows oder Dokusoaps. Je öfter ein Programm wiederholt werden könne, desto eher rentiere es sich.
Auch mittlere und kleinere Landesrundfunkanstalten seien stark in die Planung miteingebunden, versicherte der NDR-Programmdirektor. Das sei wichtig, da man ganz Deutschland mit seinen Regionen abbilden wolle – Vorbild hierbei der „Tatort“ mit seinen diversen Ablegern.
Schwierig werde vor allem den Spagat zwischen jungen und älteren Zuschauern zu schaffen, der der ARD in der Vergangenheit nicht immer gelungen ist. Die Idee des neuen Vorabends sei es, jung zu sein ohne die älteren Zuschauer zu vergraulen. Die jüngeren Zuschauer sollen vom Markenkern des Ersten aus erreicht werden. Das bedeute, dass künftig vielmehr die 40-Jährigen angesprochen werden sollen. [js]
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