ARD-Sportradio doch im Internet? – VPRT: „Salamitaktik“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Für die Privatsender-Lobby VPRT ist der Streit um das ARD-Sportradio zur Fußball-EM auch nach der Ankündigung des verantwortlichen WDR, auf die geplante Ausstrahlung über die bundesweite Digitalradio-Plattform zu verzichten, noch nicht vom Tisch.

Der Vizepräsident und Vorsitzende des Fachbereichs Radio und Audiodienste des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), Klaus Schunk, der die Auseinandersetzung um das öffentlich-rechtliche Sportradio mit seinen Äußerungen am vergangenen Donnerstag in Gang gesetzt hatte (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete), legte am Montag mit weiteren Vorwürfen nach.

Der WDR praktiziere mit seiner Kommunikation zu dem Projekt eine „Salamitaktik“, schimpfte Schunk. Der Verzicht auf die Ausstrahlung über DAB Plus könne nur als Farce bezeichnet werden, weil im Internet und über Mittelwelle an den Ausstrahlungsplänen festgehalten werde, so der VPRT-Funktionär. Dies habe der WDR in seiner Pressemitteilung am Freitag allerdings mit keinem Wort thematisiert.
 
Ohnehin mute es seltsam an, davon auszugehen, mit einer Pressemitteilung eine öffentliche und gesellschaftspolitische Debatte einseitig für beendet erklären zu können, sagte der Vertreter der Privatsender. Das dokumentiere „ein Selbstverständnis absolutistischer Medienpolitik“ und zeige, dass sich ARD und ZDF im Rahmen ihres gesellschaftspolitischen Auftrags einer Diskussion über ihre Programmaktivitäten stellen müssten.
 
Schunk betonte erneut, dass die ARD mit ihren offensichtlich auf die Etablierung eines bundesweiten Radioprogramms zielenden Plänen gegen ihren staatsvertraglich festgelegten Auftrag verstoße. Nur das Deutschlandradio besitze eine Legitimation für bundesweite öffentlich-rechtliche Programme. „Die ARD sollte sich auf ihren Grundversorgungsauftrag konzentrieren, anstatt sich bei ihrer Entwicklung fortgesetzt als direkter Wettbewerber zu privaten Programmen auszurichten“, forderte Schunk.
 
Ursprünglich hatte der WDR geplant, zwischen dem 19. Mai und 8. Juli 18 Stunden täglich das bestehende Digitalradio-Programm „WDR Event“ umzuformatieren und Zuschauer über Fußball-EM, Leichtathletik- und Schwimm-WM sowie Tennis-Grand-Slam in Wimbledon zu informieren. Neben der Verbreitung über die bundesweite DAB-Plus-Plattform sollte der Audiostream auch via Internet empfangbar sein (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).  
 

Wegen des geplanten Rückgriffs auf Sportnachrichten und einzelne Sendungen aus den Programmen der ARD-Landesrundfunkanstalten hätte das Zusatzangebot nach WDR-Angaben sehr kostengünstig produziert werden können. Die bereits erstellten Beiträge würden noch einmal neu verwertet und durch Elemente wie Live-Moderationen und Call-Ins ergänzt, hieß es vom Westdeutschen Rundfunk. Trotzdem sprach VPRT-Vizechef Klaus Schunk in seiner Kritik von einem „klaren Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag“ und einem „gezielten Angriff auf alle Privatradios in Deutschland“.  [ar]

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