ARD-Chef Kai Gniffke hat angekündigt, dass ein linearer Sender bis zum Jahresende eingestellt wird. Gleichzeitig bekräftigte der amtierende SWR-Intendant 62-Jährige bei einer Anhörung im sächsischen Landtag zum Medienänderungsstaatsvertrag den Reformwillen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Zudem wolle man Tech-Konzernen online Paroli bieten.
Im Moment sei die ARD der erfolgreichste Streaming-Anbieter aus Deutschland. Ziel sei es, der erfolgreichste Anbieter in Deutschland zu sein und so großen Tech-Konzernen zu begegnen, sagte er am Montag bei der Anhörung. Die ARD wolle im Verbund mit dem ZDF eine Plattform für den gesellschaftlichen Diskurs und auch für Verlage und die deutsche Medienlandschaft offen sein. „Jedes Land braucht eine mediale Lebensader“, sagte der 62-Jährige.
Ein linearer ARD-Sender verabschiedet sich bis zum Jahresende
Zudem kündigte der ARD-Chef aber auch an, dass ein linearer Sender bis zum Jahresende eingestellt würde, ohne dabei ins Detail zu gehen, um welchen es sich dabei handeln könnte, wie zuerst die „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtete. Dass die ARD ihr Spartenkanal-Angebot perspektivisch überprüfen will, ist schon lange bekannt. Zuletzt sprach Gniffkes interimistischer Vorgänger als ARD-Vorsitzender, Tom Buhrow, im Dezember im Berliner Abgeordnetenhaus über das Thema. Die Verlagerung von klassischem TV-Angebot mit fortlaufendem Programm zu Angeboten im Internet könne dabei zum Beispiel den Sender One treffen, sagte Buhrow seiner Zeit. Gniffke ging darauf in diesen Montag in Dresden jedoch nicht konkret ein.
Gniffke nennt One nicht beim Namen
Gniffke räumte mit Blick auf Affären in der ARD ein, dass ihm bei Diskussionen auch viel Wut und Enttäuschung entgegenschlage. Große Teile der Bevölkerung würden sich aber weiter einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk wünschen. Viele seien jedoch der Meinung, dass man so wie bisher nicht weitermachen könne. „Wir werden unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen“, sagte er und kündigte etwa mehr Arbeitsteilung und Kooperation der Anstalten an. Man müsse schneller und effizienter werden.
Nach den Worten Gniffkes bedrohen Hass und Hetze den demokratischen Diskurs in der Gesellschaft, es gebe viele technische Möglichkeiten zur Desinformation. Deshalb brauche man Institutionen wie den öffentlichen Rundfunk. Die Frage sei, ob man die Suche nach Problemlösungen und den Diskurs Algorithmen von Tiktok oder Elon Musk überlassen sollte, so Gniffke. (dpa/bey)
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